Full text: Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover

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dessen schwarzglänzende Beeren im Herbste das zierliche Rotkehlchen 
als gern gesehenen Gast herbeilocken. 
Hinter dem Stubenfenster ist ein kleiner Blumengarten angelegt, 
mit Nelken, Akeley, Pfingstrosen, Krauseminze und Kamillen bepflanzt, 
und daran schließt sich ein größerer Gemüsegarten. Holunderstrauch 
und Kamillenbeet sind die Apotheken der Bewohner; denn bei jeder 
Erkältung muß der schweißtreibende Flieder- und Kamillenthee ge- 
trunken werden. 
Wir bleiben den ganzen Tag auf einem Bauernhofe, um das 
Leben und Treiben der Menschen kennen zu lernen. 
Fünfter Tag: 
Fortsetzung der letzten Reise und dabei Beobachtung 
der Beschäftigung und des Wesens der Heidebewohner. 
Wir stehen mit nnsern Gastgebern am srühen Morgen ans und 
verweilen bei ihnen bis an den Abend. Es ist Frühling. Schon um 
4 Uhr weckt der Hauswirt oder der Großknecht das Hausgesinde, und 
jedermann eilt an die für ihn bestimmte Arbeit. Der Pferdeknecht 
giebt den Pferden Hafer, und dann putzt und striegelt er sie. Andere 
Knechte versorgen die Kühe und schassen Heide und Stroh zur Streu 
in die Viehställe, und die Mägde melken die Kühe, tränken die Kälber 
uud füttern die Schweine. Während der Zeit richtet die Hausfrau 
das erste Frühstück au, entweder aus Milch mit Buchweizengrütze, oder 
in neuerer Zeit oft aus Kaffee bestehend, und erst gegen 6 Uhr, nach- 
dem alles Vieh versorgt ist, setzt das Gesinde sich zu Tische. 
Daraus verlassen die Männer den Hof, welcher stets von Acker- 
land umgeben ist, und hier auf dem Ackerland bleiben zunächst die 
Pferdeknechte mit den Gespannen zum Pflügen, Säen und Eggen. 
Von deu übrigen Knechten ziehen einige weiter auf die Berieseluugs- 
wiesen, die Gräben zu reinigen, und die letzten endlich müssen den 
längsten Weg zurücklegen nach der weiter entfernt liegenden Heide, die 
Heidebüschel zur Streu für das Vieh abzuhauen. 
Dort kreuzen auch der Imker und der Schäfer nnsern Weg; 
denn Bienenzaun und Schafstall liegen, geschützt durch einen Kranz 
von Birken uud Fuhren, mitten in der Heide, wo das Hauptweidefeld 
ist für die Bienen und Heidfchnncken. Da die Schafe sich bei der 
Schaswäsche vor der Schur in den kalten Heidebächen leicht erkälten
	        
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