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hier herrschen die Grauwacke (ein thoniges, sandsteinartiges Gestein)
und der Thonschiefer vor. Die nordwestliche Halste bildet dagegen
eine schmale, geschlossene Bergkette mit bedeutenden Gipfeln; Urge-
birge oder Massengestein (Granit, Porphyr :c.) ist hier herrschend.
Obschon die höchsten Bergkuppen (Beerbera 986 m, Schnee¬
kopf 977 m, Jnselsberg 917 m) nicht auf schwarzburgischem Gebiete
thronen, so hat dasselbe dennoch eine Reihe ansehnlicher Gipfel auf-
zuweisen, z. B.:
Auf rudolstädter Seite: den großen Farmdenkopf (höchste
Zinne des 5 Stunden im Umfange haltenden Wurzelberges bei Katz-
Hütte und höchster Gipfel unserer Fürstentümer), 870 m, mit seinen
mehr als 300 Jahre alten Riesentannen, von denen eine einzige
60 bis 70 Raummeter Holz liefert*); den Rollkops bei Scheibe
840 m; den Lindigskopf bei Katzhütte, 744 in; die Mensel-
bacher Kuppe, 803 m; den Kirchberg bei Oberweißbach, 778 m ;
den Henneberg im Sormitzgebiete, 706 m; die Barigauer
Höhe, 622 m. Der erste und die 4 letztgenannten Berge bieten
entzückende Aus- und Umsichten.
Auf sondershänsischer Seite: den Rehberg, höchsten Punkt
des Landes, 834 m; den Arolsberg am Rennsteige, 840 m; den
Ersteberg, auch am Rennsteige, 840 rn; den Langenberg bei
Gehren, 818 m; den Kienberg bei Öhrenstock, 782 m, beide
mit herrlicher Aussicht; den großen Drei Herrn st ein (811 m)
am Rennsteig, wo Sondershausen, Weimar und Preußen zusammen-
grenzen.
Die Perle der zahlreichen Thäler, die tief in den Kamm ein-
schneiden, ist unser Schwarzathal, dessen Lob in weitester Ferne
erschallt, es ist ein Längenthal. Die übrigen Thäler sind fast samt-
lich Qnerthäler.
Das Klima der „aufdem Walde" gelegenen schwarzbnrgischen
Landesteile ist im ganzen rauh, richtet sich aber natürlich nach
der Meereshöhe, welche der Ort hat, und nach der Richtung der
Thäler. Am mildesteu ist es im Unterlaufe der Schwarza und
Rinne und an der Saale hin, weniger mild bei Gehren und
Breitenbach. Eine Frühlingswanderung giebt das lebendigste Bild
der klimatischen Abstufungen. Während den Wanderer in den Niede-
rungen der volle Frühling anlacht, findet er oft auf dem Gebirge
die vollendetste Winterlandschaft mit riesigen Schneemassen und
lustigem Schneegestöber. Die Winter sind da oben gar streng;
beim Erwachen findet oft der Waldbewohner eine haushohe Schnee-
maner um sein Hütte gebaut. In der rauhen Jahreszeit werden
die meist einstöckigen Häuser, die ohnehin mit Brettern, auch wohl
mit Schiefer beschlagen sind, mit einem dichten Mantel aus Reisig
*) Einige dieser Riesentannen führen, bezeichnet von dem früheren Förster
Liebmann, Namen berühmter Forstmänner und Naturforscher: Cotta, Humboldt?c.
Eine Buche ist ausgezeichnet durch den Namen B. Sigismund.