Industrie in Elberfeld-Barmen. 331
dem Grunde hätte sie untergehen müssen, weil die Leinweberei aus dem Thale
verdrängt wurde. Die Löhne sanken unter dem Drucke der ländlichen Konkurrenz,
und die berühmten Bonten wurden durch baumwollene Zeuge aus dem Felde
geschlagen. Der Höhepunkt der neuen Baumwollenindustrie fällt in die Jahre
1789 — 1806. Nachher ging sie unter dem Einflüsse der englischen Konkurrenz
immer mehr zurück. Die ungedruckten Baumwollwaaren verlangten, da sie
nur dem Bedürfniß der untersten Volksklassen dienten, die größte Billigkeit:
die Industrie verpflanzte sich in Gegenden wohlfeileren Arbeitslohnes, nach
Sachsen und ins bayerische Vogtland. Die Erbschaft der Leinen- und Baum-
Wollenmannfaktur trat die Seidenindustrie an.
Miltelbarmen (westl.), Bergisch-märkischer Güterbahnhof.
Wir sahen, daß sie sich schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zn ent-
wickeln begann, indem sie sür die Nationaltrachten und den landläufigen Geschmack
der vielseitigen Absatzgebiete arbeitete. Als die Nationaltrachten in den meisten
Ländern einer einfacheren, besonders der französischen Mode Platz machten, gerieth
die Industrie, dem herrschenden Geschmacke nachgebend, von den wenigen einfachen
Stoffen aus reiuer Seide auf ein ganz anderes Gebiet. Durch den Verkehr mit
dem Auslande wurde sie mit den vollkommeneren Fabrikaten und Verbesserungen
bekannt und führte dieselben auch in Elberfeld ein. Die Jacquardmaschine
verbreitete fich seit 1821 allgemein. Man warf sich auf Luxusgegenstände,
suchte andererseits aber auch die Herstellung glatter Stosse in der Nähe zu
halten. Ausländer wurden herbeigeholt und eine Webeschule wurde gegründet.