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der Zeit den auswandernden Deutschen in deutschen Kolonien wird eine neue
Heimat bieten können.
In Deutschland selbst wohnen die Deutschen recht dicht. [Atlas, Anhg.
S. 1 oben; die graphische Darstellung unter der Karte:) Deutschland wird
in dieser Beziehung, — abgesehen von den beiden kleinen Staaten Belgien
und Niederlande, — nur von den Britischen Inseln und Itcdien übertroffen.
Während auf den Britischen Inseln 123, in Italien 108 Einwohner auf
1 qkm wohnen, kommen in Deutschland auf die gleiche Fläche 96 (52 250 000 :
540 000). Ihm zunächst folgen Frankreich (71) und Österreich (63). Er¬
heblich weiter zurück steht Spanien (35); am dünnsten bevölkert sind Rufs¬
land (18) und Skandinavien (9). — In Deutschland haben eine hervor¬
ragend dichte Bevölkerung (siehe Karte, Anhg. S. 2 u. I.) das Königreich
Sachsen (234; Belgien 207), der Saunt, der Sudeten und das ganze Rhein¬
thal. (Eingehenderes über die Bevölkerungs-Dichtigkeit erfahren wir später
bei den Einzelbetrachtungen.)
(Karte, Anhg. S. 1:) Auch eine Anzahl Nichtdeutscher (33/4 Million)
wohnt in unserem Vaterland. Sie finden sich in der Hauptsache in den
östlichen Provinzen Preufsens und gehören hier den Polen (Slaven) an. In
der Hauptsache kamen sie durch die Teilungen Polens an Preußen. In Posen
ist reichlich die Hälfte, in Westpreußen 1j3, in Schlesien 1/4, in Ostpreußen 1/6
der Bevölkerung polnisch. — Gleichfalls zum slavischen Stamme gehören die
Kafsuben, die im nordöstlichen Pommern und den angrenzenden Gebieten West-
Preußens wohnen (genauer im Kreis Stolp des Rgbz. Kösliu und in Teilen
der Rgbz. Danzig uud Marienwerder). Sie zählen jedoch nur einige tausend,
nach anderen Angaben gar nur einige hundert Köpfe. — Slavischer Abstammung
sind auch die Wenden (140 000) an der oberen Spree von Bautzen bis zum
Spreewald. — Dem slavischen Stamm verwandt sind die Litauer (145 000),
dereu Gebiet von den russischen Ostseeprovinzen sich nach Ostpreußen hinein
erstreckt. —
Außer diesen slavischen oder Slaven-verwandten Stämmen finden sich
innerhalb der deutschen Grenze noch 250 000 Franzosen uud 110 000 Däueu.
Erstere entfallen in der Hauptsache auf das westliche Lothriugeu, namentlich
auf die Stadt und den Landkreis Metz, während das Elsaß, abgesehen von
einigen Grenzgebieten im nördlichen Wasgenwald fast ganz deutsch ist. Das
dänische Sprachgebiet reicht etwa bis Flensburg (□ nördlich von Schleswig).
Die 3:3/4 Nichtdeutscher machen ungefähr 8°/0 der Gesamtbevölkerung ans, so
daß Deutschland zu 92°/0 von Deutschen bewohut ist.
Die meisten europäischen Länder haben eine ebenso einheitliche Bevölkerung.
Wenn wir von der Balkan-Halbinsel absehen, wo sich eine Trennung in verschiedene
Reiche bereits vollzogen hat (siehe S. 24), so macht nur Österreich-Ungarn eine Aus-
nähme. Hier wohnen, zn einem Reich vereinigt (siehe Atlas, Anhg. S. 1, Karte n. l. und
graph Darst. darunter), fünf, sechs verschiedene slavische Stämme, IL» Mill.
Deutsche, 6 Mill. Magyaren und fast 3 Mill. Rumänen (Romanen). Eine solche
Mannigfaltigkeit der Bevölkerung hat vielfache Zwistigkeiten im Gefolge und erschwert die
Regierung außerordentlich. — Auch Rußland ist kein vollständig einheitlicher National-
staat. Neben den Slaven wohnen hier die Finnen, die nur durch Personalunion
mit den Russen vereinigt sind. Schwieriger jedoch ist das Verhältnis zu den Polen, die
zwar auch slavischen Blutes sind, sich ihren russischen Brüdern aber feindselig gegenüber-
stellen und sehnlichst die Wiederaufrichtung eines polnischen Reiches wünschen. — Auch das
kleine Belgien umschließt zwei Nationalitäten, die sich schroff gegenüberstehen, die roma-