Klima; Bodenbeschaffenheit. 9
bedeutende, die schon Tausenden von Kranken Heilung verschafft
haben. Die meisten sind kalt, einige nur lauwarm, die wärmste
unter allen, die zu Wolkenstein, hat 23% Grad R.; einige werden
zum trinken, fast alle zum baden benutzt. Das besuchteste unter
allen sächsischen Bädern ist Elster im Vogtlande, außerdem sind
nennenswerth: Schandau, das Augustusbad und das Her-
mannsbad bei Radeberg, Wiesenbad bei Annaberg, Hohen-
stein, Schmeckwitz bei Kamenz, Tharand, Neustadt bei
Stolpen, Berggießhübel, Lausigk, Grünthal, Pausa u. a.
— Bauwürdige Salzquellen hat man mehrmals, aber vergebens
gesucht; Sachsen muß daher seinen ganzen Salzbedarf von auswärts
beziehen.
Unser Klima ist weder warm noch beständig, denn die Lage des
Landes, welches dem kalten Norden die offene Seite zukehrt, von
dem warmen Süden aber durch hohe Gebirge getrennt wird, wirkt
auf dasselbe ungünstig. Seit 1863 ist von der Regierung Veran-
staltung getroffen, daß an 25 Orten des Landes (meteorologi-
schen Stationen), von denen der niedrigste, das Forsthaus zu
Gorisch im Elbthal, 93m. der höchste, Oberwiesenthal, 923m.
über der Ostsee liegt, alle Witterungserscheinungen genau beo-
buchtet und verzeichnet werden, woraus sich insbesondere die Ver-
schiedenheit des Klimas in den einzelnen Landestheilen ergibt.
Während im Allgemeinen die Wärme von Norden nach Süden steigt,
nimmt sie in Sachsen wegen des Ansteigens des Bodens nach Süden
hin ab. Das mildeste Klima haben die Tiefebene um Leipzig und
das durch seine hohen Wände gegen die rauhen Winde geschützte
Elbthal, in welchem Weintraube, Psirsisch und Aprikose sicher
reifen.
Dresden und Leipzig sind die wärmsten Orte in ganz Sachsen.
Doch reicht auch das milde Klima, längs der Flüsse stellenweise so-
gar bis tief in das Gebirge, hinauf so, daß z. B. in Gelenau bei
Thum, in Bertsdorf bei Zittau am unteren Dorfende die Ernte
vierzehn Tage früher beginnt als am oberen. Desto rauher sind
die kahlen Höhen des oberen Erzgebirges und Vogtlands, wo die
Natur nicht selten noch unter dem Eis- und Schneekleide des
Winters starrt, während sie in den sanften Thälern schon im schön-
sten Schmucke prangt und freundlich ihre milde Hand anfthut.
Denn lange Winter mit viel Schnee, späte Einkehr des Frühlings
und rascher^ Uebergang aus diesem zum Sommer, schöner klarer
Herbst, Spätfröste noch im Mai, frühzeitige schon im September,
— das sind die Hauptkennzeichen des Gebirgsklimas; ganz wesent-
lich hat zu dessen Verbesserung die Entwässerung der Sümpfe
im Gebirge beigetragen.*) — Hagelwetter, wie das, welches am
*) Bei 130-2 Meereshöhe beträgt Sachsens Mitteltemperatur -i- 6/87°
(die von Leipzig + 7/65, von Dresden + 7,68<>), bei 427® 5,97o, bei 778 m 3,96°,