200 Kreishauplmannschaft Zwickau.
knüpft sich die Sage von dem Ritter Harras, der einst, durch
Feinde verfolgt, von hier aus mit dem Pferde in den Strom
gesprengt und glücklich nach Lichtenwalde, seinem Schlosse, ent-
kommen sein soll. Th. Körner hat dieselbe durch sein schönes
Gedicht verherrlicht; ihm zu Ehren ist die Stelle seit 1864 durch
ein eisernes Kreuz geschmückt. — Das anmnthig gelegene
Frankenberg (10.462 Eimv., 650 H., Bahnh. 289m h.), an
der Zschopau, gehört zu unseren bedeutendsten Fabrikstädten. Es
treibt Weberei von baumwollnen, besonders aber von schweren
halbwolluen, mit Seide gemischten Stoffen und Tüchern, ist neben
Chemnitz der Hauptplatz für den Engroshandel mit Manufactur-
waareu, hat die einzige Seidendamastweberei in Sachsen uud
gleich Mittweida ein Technikum. Unterhalb Frankenberg liegt
hart an der Grenze des Bezirks das malerische Felsenschloß
Sachsenburg, einst Wittwensitz der vielgeliebten Gemahlin
Kurfürst Johann Georgs II., Magdalene Sibylle. — Ob auf
dem nahen, weit höhern Felsen Treppenhauer wirklich die
alte Burg Gozne gestanden habe, ist zweifelhaft; nach Einigen
rühren von derselben die Burgtrümmer in Ringethal her, einem
unterhalb Sachsenbnrg reizend gelegenen Dorfe; dort soll unter
der 1872 zerstörten großen Kirchhofslinde Luther einst gepredigt
haben, wenigstens wird deshalb noch jetzt eine Gedächtnißpredigt
gehalten.
Oederan (5836 Einw., 442 H., Rathhaus 382m h.)r rechts
von der Flöha, treibt ansehnliche Weberei, besonders von Tuch,
Flanell und Fußdeckeu. Von Oederan ging vor etwa 50 Jahren
die Vervollkommnung der sächsischen Tuchfabrikation aus, durch
A. G. Fiedler, dessen Familie auch jetzt uoch hier und in den
Nachbarstädten große Fabriken besitzt. Eine große Wollspinnerei
hat Wingendorf, schöne Gartenanlagen das Rittergut Türni¬
ch eu. Der Silberbergbau auf dem Rahuis bei Oederan ist
erloschen. — In Falkenau besteht seit 1872 eine Floretseiden-
spinnerei.
Stollberg (6326 Einw., 457 H,, Gerichtsamt 420 m h.), ist
nächst Chemnitz der Hauptort für den Handel mit Strumpfwaaren,
baut auch Strumpfstühle. — Das nahe Schloß Hoheneck ist seit
1864 zu einer Strafanstalt für Weiber eingerichtet.
Nördlich von Stollberg beginnt das Terrain des Würsch-
nitzer Steinkohlenbaus, das sich von Niederwürschnitz
und Oelsuitz im Süden bis Grüna im Norden, von Lenkers-
dorf im Osten bis Gersdorf im Westen über eine Fläche von
1876 Hect. ausbreitet. Die Ausbeutung desselben begann im
Jahre 1845, zuerst durch deu Lugau-Niederwürschuitzer Verein,
uud zur Erleichterung derselben wurde 1858 die Niederwürschnitzer
Zweigbahn gebaut. An Zahl und Mächtigkeit stehen freilich die
hiesigen Flötze den zwickauer sehr nach, denn die 4 vorhandenen
messen zusammen nur 5m; doch besitzen einzelne Gegenden eine