Vorrede.
Die kleine Sammlung von Lesestücken, die die Deutsche Kolonialgesell-
schast den Verfassern und Verlegern von Volksschul-Lesebüchern im vorigen
Jahre zur Verfügung stellte, hat eine überaus freundliche Aufnahme gefunden.
Obgleich es anfänglich nicht beabsichtigt war, hat sich die Gesellschaft ent-
schlössen, das Heftchen käuflich und geschenkweise an weitere Kreise abzugeben,
und schon wiederholt neue Auflagen herstellen müffen. Ergab sich schon daraus
das Vorhandensein eines Bedürfnisses, so brachte die Bedeutung, die die
kolonialen Fragen für uufer Volk gewonnen haben, auch ferner Stehenden
den Gedanken nahe, die Schule für die koloniale Aufgabe zu gewinnen.
Dabei ergaben sich aus der Natur der Sache zwei große Schwierigkeiten.
Die Aufgabe der Schule der Jugend gegenüber ist eine so umfassende und
nimmt die Zeit und Kraft der Lehrer und Kinder so ausgiebig in Anspruch,
daß man nicht daran denken kann, besonderen kolonialen Unterricht einzu-
führen. Andrerseits werden die Millionen unserer Volksschüler in so jungen
Jahren entlassen, daß sie höchstens in den letzten beiden Schuljahren aus-
reichend vorgebildet find, koloniale Stoffe mit Verständnis aufzunehmen.
Daher kann die Schule, und besonders die für die große Mehrzahl der
künftigen Staatsbürger allein in Betracht kommende Volksschule, nur durch
einige Stunden im erdkundlichen Unterrichte und durch einige Stücke des
Lesebuchs, die im Anschlüsse daran gelesen werden, Interesse und Verständnis
für die kolonialen Aufgaben erwecken und einige grundlegende Kenntniffe
vermitteln.
An die eigentliche Schularbeit, deren Ergebnis ja eine geistige Selb-
ständigmachnng der Kinder sein muß, schließt sich aber überall als Ergänzung
die Anregung zum eigenen Lesen und die Darbietung geeigneten Lesestoffs an.
Hier war nach unserer Ansicht das Feld, auf dem auch die Deutsche Kolonial-
gesellschast ihren Samen ausstreuen konnte. Ein Lesebüchlein für Schüler-
bibliotheken, auch geeignet zur Verteilung als Prämie, sollte geschaffen werden.
Die Aufgabe forderte, daß die gewählten Stücke in ansprechender Form
geschrieben und dem Geschmacke und Verständnisse 14 bis Ibjähriger Kinder
angepaßt seien. Den Grundstock lieferten die eingangs erwähnten Lesestücke.
Bei ihnen war es eine notwendige Forderung, daß sie im allgemeinen in
einer Unterrichtsstunde durchgearbeitet werden konnten. Diese Bedingung