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Da steht dein Mal, vom Meister aufgerichtet,
Ein Menschenalter hat er dran gebaut.
So lange wir gesungen und gedichtet,
Gekämpft, geworben um die hohe Braut, —
Und hier dein Volk, — es braucht nicht zu erröten,
Hennann vor dir, es hielt am Grenzwall stand;
' Wir rangen so wie du in heißen Nöten,
Und nun schan's an, dein deutsches Vaterland!
Einst, wenn sich schon um deine Tempelsäulen
Des Epheus grüne Ranke lieblich schlingt,
Und wenn dein Erz in wildem Sturmes Heulen
Wie MemNons Bild bei Sonnenaufgang klingt,
Sei du ein Mahner, Schildwacht uusrer Ehre,
Ter Nachwelt sei ein Rufer in dem Streit:
Seht hier des Vaterlandes beste Wehre,
Das Schwert Armins, der deutschen Einigkeit!
Felix Dahn.
7. Die Sachsen und Franken, Karl der Große und Wittekind
in Westfalen.
Ums Jahr 200 begann eine große Veränderung in den Ge-
bieten der germanischen Völker. Aus Norden, von der cimbrischen
Halbinsel kommend, drang ein anderer altdeutscher Stamm über
die Elbe vor. Die fremden Männer zeichneten sich ans durch Mut
und Körperkraft, Tracht und Bewaffnung. Ihr langes Haar wallte
frei über die Schulter herab; an der Seite trugen sie eine messer-
artige Waffe, den Sahs oder Sax. Als sie in Hadeln ans Land
steigen wollten, wehrten es ihnen die dortigen Einwohner. Da
gebrauchte ein Sachsenjüngling, der Sage nach, eine List. Er laufte
für Spangen und andere Schmucksachen einen Mantel voll Erde,
überstreute damit auf dem linken Elbufer eine weite Landfläche und
behauptete nun, daß Grund und Boden ihm gehöre. In großen
Scharen gesellten sich seine Volksgenossen zu ihm, um ihr so er-
worbeues Eigentum zu behaupten. Es gelang; .und nun drangen
die Sachsen immer weiter nach Süden vor. Die Langobarden
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