III.
Bilder aus West-Europa.
I. Frankreich.
1, Die Weltstellung Frankreichs.
Frankreich liegt so zwischen den romanischen und germanischen
Ländern, daß es nach allen Richtungen die nächsten Zugänge zu Lande
und zu Wasser hat. Vor Spanien hat es die Binnenlage, vor Italien
die Abrundung, vor Großbritannien den Zusammenhang mit dem
Kontinent, vor Deutschland die festere Begrenzung, vor allen die un-
mittelbare Berührung mit allen voraus. Der politische Ausdruck dieser
Mittellage Frankreichs ist sein Übergewicht unter den romanischen Na-
tionen. Frankreich bildet zwar keine so vollkommen und glücklich ge-
staltete Halbinsel als Spanien, aber doch eine Halbinsel im eigent¬
lichen Sinne des Wortes, indem wenigstens seine Hälfte vom Meere
umspült ist. Wenn man aber die Hochgebirge mitrechnet, welche
meistens nur Naturgrenzen werden, indem sie gewöhnlich auch Sprach-
scheidnngen der Völker ausmachen, so ist Frankreich eine sehr voll-
kommene Halbinsel. Denn vom Genfer See bis Nizza, welche Jnseluug
oder Scheidung von Italien gegen Osten durch die höchsten Alpen,
und wieder von Perpignan bis Bayonne durch die Pyrenäen von
Spanien im Süden! Nur der Norden bleibt zugänglicher und bildet
keine so hohe Grenzscheide; dort der Jura, die Vogeseu, die Ardennen
mit mäßigen Erhebungen, an der Somme fortlaufend nur geringere
Hebungen und Hügel, endlich in einem kurzen Strich dem Meere näher
nur Ebene und Sümpfe. Frankreich hat vor der griechischen und
italienischen Halbinsel die oceanische Seite, vor Spanien die Tiefländer
voraus.