Full text: Bilder aus dem Deutschen Reiche (Bd. 3)

Die Weser und das Weserbergland. 
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Hochflächen, bald als Hügellandschaften, bald auch als Massengebirge, 
am meisten aber als schmale, nach NW. gerichtete Gebirgskämme 
erscheinen, werden wohl mit gemeinschaftlichem Namen Weserberge 
genannt. 
Am linken Ufer der Weser, von Münden abwärts bis zu der bei 
Karlshafen mündenden Diemel liegt der Reinhardswald; an ihn schließt 
sich bis zur Emmer, die vom Teutoburger Walde kommt, die sogen. 
Hochflüche von Paderborn mit der Bever und Nethe. Zwischen dem 
Teutoburger Walde, und dem Weserthal, der Emmer und der Ebene, 
die durch die bei Öhnhcinsen in die Weser mündende Werre mit der 
Bega gebildet wird, liegt das Lipper Berg- und Hügelland. Am 
rechten Ufer der Weser läuft von Münden bis zur Schwülme, gerade 
dem Reinhardswald gegenüber, der Bramwald, der zur Weser steil ab- 
fällt, nach Osten allmählich in die Göttinger Berge übergeht. Dann 
folgt bis Holzminden der breite Sollinger Wald. Von hier streichen 
eine Reihe interessanter Gebirgsketten in nordwestlicher Richtung bis 
zur Porta. Die wichtigsten von ihnen sind in der Nähe der Weser 
der Vogler. Ith, Süntel und seine Fortsetzung, die Weserkette; weiter 
östlich der Hils, der Thüsterberg, der Osterwald und Saupark, der 
Deister uud die Vückeberge. Der einzige zwischen ihnen in die Weser 
mündende Fluß ist die Hamel. 
Nicht mit Unrecht hat man wohl die Weserden deutschesten allerStröme 
Deutschlands genannt. Denn von sämtlichen größeren Flüssen unseres 
Vaterlandes durchfließt allein sie von ihren Quellen bis zu ihrer Mündung 
rein deutsches Gebiet, und allein von ihren Nebenflüssen bekommt kein 
einziger die fremden Laute eines anderen Volkes zu hören. Ihren Ur- 
sprnng nimmt die Weser so recht im Herzen unseres Vaterlandes, 
mögen wir denselben nun, wie man meistens zu thun pflegt, nach 
Münden verlegen, wo Werra nnd Fulda zu einem Fluffe sich vereinigen, 
oder, was richtiger ist, in den Thüringer Wald hinein, wo im sachsen^ 
meiningischen Kreise Hildburghausen nicht weit von Eichsfeld zwei 
plätschernde Bergquellen, die trockene und nasse Werra, zur Werra zu- 
sammensließen. Denn dieser Fluß ist als Hauptfluß, die Fulda da- 
gegen, welche in der Provinz Heffen-Naffau nicht weit von Gersfeld 
im Rhöngebirge entspringt, cils Nebenfluß zu betrachten. Das zeigt 
fchon die Länge der Werra, die gegen 280 km beträgt, während die 
Fulda deren nur 209 aufzuweisen hat; das die nordwestliche Richtung 
und der ganze Charakter des Flußthales und seiner Höhenzüge, so daß 
die Weser als natürliche Fortsetzung der Werra erscheint; das ferner 
der ruhigere Lauf der Werra, der Schiffahrt und Holzflößerei weiter 
hinauf gestattet uud weniger beschwerlich macht als die seichtere nnd 
ein stärkeres Gefälle zeigende Fulda; das endlich auch die Namen der 
beiden Flüffe. Denn während Fulda = Fuldaha ein Name für sich 
ist, sind Werra und Weser nur verschiedene Formen für dasselbe Wort. 
In Oberdeutschland hieß der „Westfluß" Wirar-ali (aha = Aclia, lat. 
aqua), woraus Werra, in Niederdeutschland Wisar-aha, woraus Weser 
geworden ist. Kommt doch noch in mittelalterlichen Urkunden Werra, 
Meyer, Lesebuch der Erdkunde III. 19
	        
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