Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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werden. Sodann muß man die Krone im Herbste von dem überflüssigen Holze und den 
den Saft verzehrenden „Wasserschossen" befreien. Die durch das Absägen entstandenen 
Aststellen bestreiche man mit heißem Teer, da sonst der Ast und mit ihm der Stamm 
leicht faul wird. Außerdem ist es sehr zweckmäßig, im Sommer oder Herbste den 
Stamm abzukratzen, damit er von der alten, trocken gewordenen Rinde sowie von 
Flechten und Moosen befreit werde. Ein schlimmer Feind der Obstbäume ist die 
Raupe des kleinen Frost¬ 
spanners. Das Weibchen 
kommt im Herbste aus der 
Puppe und kriecht gleich 
den Stamm hinauf, um 
oben seine Eier abzu¬ 
setzen. Um den Baum 
davor zu schützen, be¬ 
streicht man ihn mit Kalk, 
Frostspanner. der in Rindsblut gelöscht 
1. Raupe. 2. Weibchen. 3. Männchen. ist. Auch Teerringe oder 
mit Jnsektenleim bestrichene und um den Baum gelegte Bandstreifen leisten hier 
gute Dienste. Der Brand und der Krebs, durch die die Rinde und das darunter 
liegende Holz angegriffen wird, entstehen leicht da, wo die Rinde während des 
Safttriebes im Frühlinge verwundet worden ist. Man tut am besten, die 
schadhaften Stellen auszuschneiden und die Schnittwunden mit heißem Teer zu 
bestreichen. Häufig tragen die Obstbäume auch nicht, weil es ihnen an der 
notwendigen Nahrung fehlt. In solchem Falle umgrabe man im Herbste den 
B^ttun in einem Umkreise von 2 — 3 w und dünge den Boden mit Jauche, Kalk 
oder Holzasche, doch bringe man niemals frischen Mist oder Tierleichen an die 
Wurzeln, da durch diese Stoffe leicht der Krebs hervorgerufen werden kann. 
60. Lchlußbetrachtung. 
Kohlweißling und Apfelwickler zeigen uns, daß die Tiere den Pflanzen viel¬ 
fach Schaden zufügen. Die Pflanzen sind den Tieren gegenüber meist machtlos. 
Sie sind ans den Schutz anderer Tiere (Singvögeln, s. w.) angewiesen. 
Zu diesen gehören auch die Schlupfwespen, die wir bereits unter 
den Waldhütern kennen gelernt haben. (S. 102.) Auch im Garten 
machen sie sich nützlich. So sehen wir z. B. die Raupen des 
Kohlweißlings nicht selten tot oder matt neben oder auf kleinen 
gelben Kokons liegen. (Siehe Abb.!) Man hält diese Kokons fälsch¬ 
licherweise wohl für „Ranpeneier". Aber das sind sie nicht, son¬ 
dern sie enthalten die Puppen einer Schlupfwespe. Diese legt 
nämlich die Eier in die Raupe; aus den Eiern entstehen Larven, 
die sich von dem Blute der Raupe nähren und nach einigen 
Wochen die Haut der Raupe durchbrechen, um sich draußen in dem 
gelben Gespinste zu verpuppen. Die Raupe aber stirbt dann. 
Millionen kommen so ums Leben. 
X. Der Wald im Herbste. 
Der Laubwald vertauscht sein maigrünes Frühlingskleid nach und nach mit 
einem rotgelben Herbstmantel. Die Blattgrünkörnchen nämlich, die sich in den Zellen 
der meisten Pflanzen finden und denen die grünen Pflanzenteile ihre Farbe ver¬ 
danken, schrumpfen im Herbste zusammen und nehmen eine gelbe Farbe an. Auch 
Raupe des Kohl¬ 
weißlings mit 
den auskriechen¬ 
den Maden der 
Schlupfwcspe; da¬ 
neben die Puppen.
	        
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