Vili. Großbritannien und Irland.
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es in dem steinigen und gebirgigen Lande fast gar keine Wege gibt, muß man
reiten und alle Lasten auf dem Rücken der Pferde fortschaffen. Die Schafzucht
liefert den Bewohnern Wolle, Felle und Fleisch. Junge Lämmer zieht man
in der Wohnstube auf; denn gar oft suchen fürchterliche Stürme Island heim.
Sie werfen Menschen und Tiere nieder und peitschen das Meer zu Staubwolken
auf, die als feiner Staubregen auf das Land fallen. Da die Winter verhältnis-
niäßig mild sind, können die Isländer die erwachsenen Schafe und Pferde im
Freien lassen.
Die Fischerei bringt reiche Erträge. Die isländischen Gewässer zeichnen
sich durch ihren großen Fischreichtum aus. Die Fische lieben das laue Wasser
des Golfstroms. Ein großer Teil der Isländer betreibt daher regelmäßig Fisch¬
fang. Die Flüsse liefem Lachse und Forellen. In der isländischen See fischen
auch viele fremde Fischerflotten, wie z. B. die englische, die holländische, die
französische, und selbst die deutsche wagt sich seit neuerer Zeit mehr und mehr
bis dahin vor. Freilich ist die Fischerei nicht gefahrlos. Schon manches Fischer¬
boot oder Fahrzeug ward vom Sturme überrascht und in den Grund gebohrt.
Daneben fangen die Isländer viele Seevögel und sammeln deren Eier und
Daunen. Freilich suchen sich die Seevögel zu ihren Brutplätzen die unzugäng¬
lichsten Klippenufer aus. Die isländische Küste bietet ihnen da recht willkommene
Plätze. Fällt doch an vielen Stellen das Land 100 bis 400 na steil ins Meer
ab. Trotzdem lassen sich die kühnen Isländer nicht abschrecken. Sie binden sich
fest an ein Seil, das 100 bis 400 in lang ist. Dann lassen sie sich hinunter, neh¬
men die Nester aus und lassen sich wieder emporziehen. Aus Island führt man
Fische, Wolle, Eiderdaunen, Seehundsfelle und Tran aus; eingeführt werden
Holz, Getreide und andere Lebensmittel. Auf Island und den Färöer haben
sich die alten Sagen von Siegfried und den Nibelungen, sowie von Wodan
und den übrigen Göttern noch am reinsten erhaltein In den langen Winter¬
nächten erzählen sie die Eltern ihren lauschenden Kindern.
Vili. Großbritannien und Irland.
1. Seine Lage und seine Grenzen.
Nördlich von Frankreich liegen zwei große Inseln nebst mehreren kleinen.
Man nennt sie britische Inseln. Die größte Insel heißt Großbritannien,
die große Irland. Großbritannien zerfällt in zwei Länder, in England
und Schottland. Nordwestlich von Schottland liegen die Hebriden;
nordöstlich dagegen liegen noch zwei Inselgruppen, die O r k n e y - und Shet¬
landinseln. Außerdem gibt es noch viele kleine und kleinere Inseln, zu¬
sammen gegen 900. Alle zusammen bilden das „Vereinigte Königreich Gro߬
britannien und Irland". Doch sagt man meistens kurz Großbritannien, oder
Britannien oder England.
Das ganze Land liegt mitten im Meere. Im Westen bespült der Atlan¬
tische Ozean die Küsten, im Osten die Nordsee; im Süden trennt das Ärmel¬
meer oder der Kanal àigland von Frankreich; im Norden begrenzen der At¬
lantische Ozean und die Nordsee die britischen Inseln. Am schmälsten ist die
Straße von Calais, nämlich nur reichlich 30 km (6 bis 7 Stunden). Britannien
ist daher ein vollständiger Inselstaat und umfaßt alle Inseln. Zu Britannien
gehören noch einige Inseln nahe an der Küste der Normandie; es sind die nor¬
mannischen Inseln zwischen der Normandie und Bretagne.