162
XI. Das Königreich Rumänien.
Zeit den Großrussen viel zu schaffen machen. Darum wollen die Großrussen
möglichst viel „Fremdvölker" zu Russen machen, sie verrussen oder russifizieren.
Das gibt aber Anlaß zu heftigem Streit unter den Volks- und Sprachstämmen
Rußlands. Es ist noch lange nicht ein Hirt und eine Herde.
X!. Das Königreich Rumänien.
1. Seine Lage und seine Grenzen.
Das Königreich Rumänien breitet sich an der unteren Donau ans. Die
südlichen und östlichen Karpathen sind seine natürliche Grenze gegen Norden
und Westen. Nach Süden zu bildet die Donau die Grenze und zwar vom Eisernen
Tor bis Silistria, bis dahin, wo sie nach Norden umbiegt. Auf der letzten ost¬
wärts gerichteten Strecke bildet die Donau die Nordgrenze. Im Osten begrenzt
das Schwarze Meer das Königreich Rumänien, ferner der Pruth, der letzte Ne¬
benfluß der Donau. Eingeschlossen wird Rumänien von vier Staaten, von Ru߬
land und von Österreich-Ungarn im Norden und Westen, von Serbien mcd Bul¬
garien im Siiden. Die Natur weist Rumänien mehr nach Osten, nach dem
Schwarzen Meere. Doch ist Rumänien auch nach Norden zu offen; Rußland
hat früher auch nach dem Besitz dieses Landes gestrebt, als es noch türkisch war,
doch konnte es nur Bessarabien bis an den Pruth und die unterste Donau er¬
werben.
2. Seine Bodengestatt.
Rumänien ist in der Hauptsache Tiefland; das südliche Tiefland zwischen
der Donau und den südlichen Karpathen heißt die Walachei. Das nördliche
Tiefland zwischen den östlichen Karpathen und dem Prut heißt die Moldau.
Das Tiefland zwischen der Donau und dem Schwarzen Meere wird D o b r u d -
s ch a genannt. So zerfällt Rumänien in drei Landschaften. Hierzu kommen
noch die Abhänge der Karpathen. Die Walachei ist die größte Landschaft;
denn sie umfaßt wenigstens zwei Drittel des Landes. Sie besteht aus einem
Tafelland. Der Boden besteht aus gelblichem Lehm, der einst von den Kar-
pathenslüssen und der Donau abgelagert ward. Die Flüsse haben sich in sie tief
eingegraben. Ihre breiten Täler bilden nicht selten Sümpfe. Das Tal der Donau
ist breit, nämlich 10—24 km breit. Sie fließt aber nicht in der Mitte der Aue,
sondern mehr an deren Südrand. Ihr rechtes Ufer ist hoch und steil; ihr linkes
Ufer meist niedrig. Das linke Ufer ist daher den Überschwemmungen ausge¬
setzt. Weite Sümpfe und Seen begleiten auf der rumänischen Seite die Donau.
Sie hat auf der ganzen Strecke vom Eisernen Tore bis zur Mündung kaum
40 m Gefälle. So kommen auf den Kilometer nur 5 cm. Daher fließt die Donau
sehr langsam und bildet öfter Inseln. Wo aber das rumänische Tafelland eine
höhere Zunge nach der Donauaue hinüberstreckt, dort bot sich eine bequeme
Stelle, die Donau von Norden nach Süden zu überschreiten. Hier entstanden
daher auch in der Regel zwei Städte, eine auf dem linken, rumänischen und eine
auf dem rechten, bulgarischen Ufer. Auf ihrer nordwärts gerichteten Strecke
von Silistria bis Galatz bildet die Donau mehrere Arme, viele Inseln und Sümpfe.
Vor der Mündung teilt sie sich abermals in mehrere Hauptarme. Wie die Rhone
schwemmt die Donau viel Schlamm an; man rechnet jährlich 33 Mill. cbm
Sinkstoffe, die sie mit sich führt. Das ist die Ladung von 3300 Frachtschiffen,