Full text: Die außerdeutschen Länder Europas (Teil 2)

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IV. Die Niederlande. 
Wird von großen Wasserarmen durchflossen. In dieses Gebiet ergießt auch die 
Schelde ihre Gewässer. Das Küstenland ist auf dieser ganzen Strecke sehr 
zerrissen. Zerrissen ist Holland aber auch im Norden. Hier sind der S ü d e r s e e 
die westfriesiscken Inseln vorgelagert. Die Südersee schneidet tief ins Land 
ein. In sie ergießt sich ein Rheinarm (die Jjssel). Holland ist ein schmaler Land¬ 
streifen an der Nordsee, ähnlich wie Pommern an der Ostsee. Seine Küstenlänge 
ist wegen des zerklüfteten Gestades sehr bedeutend, sie beträgt nämlich gegen 
750 km. 
2. Ihre Bodenbeschassenheit. 
Holland gehört zur großen norddeutschen Tiefebene. Es bildet deren west¬ 
lichen Ausläufer. Ohne jede natürliche Grenze geht das norddeutsche Flach¬ 
land in die holländische Ebene über. Da nun das norddeutsche Tiefland sich von 
Ost nach West senkt und abdacht, so liegt die holländische Ebene am tiefsten. 
Am allertiefsten ist das Land zwischen der Schelde und der Südersee. Dieser 
Teil liegt sogar unter dem Spiegel der Nordsee, wie ihr aus der Karte seht. 
Mit Recht heißt darum Holland die Niederlande. Etwa der vierte Teil des ganzen 
Landes liegt unterm Spiegel des Meeres und der Flüsse. Warum aber über¬ 
flutet das Meer das tiefgelegene Land nicht? An der Nordseeküste zieht sich 
zwischen der Maas und der Südersee eine lange und breite Dünenkette hin, 
die bis zu 60 m Höhe ansteigt. Diese Dünenketten hindern das Hereinbrechen 
der Meereswogen. Wo sie fehlen, da haben die Holländer hohe Deiche auf¬ 
geschüttet. Da nun Holland so tief liegt, ist es kein Wunder, daß es zahlreiche 
Sümpfe und Moore enthält. Die Flüsse haben nur ganz geringes Ge¬ 
fälle. Träge schleichen sie dahin. Das Grundwasser hat fast gar keinen Abfluß; 
es staut sich an, namentlich bei Hochwasser. So gleicht Holland ganz den moorigen 
Gebieten in Hannover. 
Ein Teil Hollands besteht aus Marschland, ebenso wie das Küsten¬ 
land Hannovers, Oldenburgs und Holsteins. Der höher gelegene Teil des Landes 
ist sandiges Geestland wie in Hannover und Schleswig. So finden wir 
neben dem äußerst fruchtbaren Marschlande auch viel unfruchtbares Land, nämlich 
Heiden, Dünen und Moore. Die Gletscher der Eiszeit haben auch hier Schutt 
und Sand abgelagert, wie im ganzen norddeutschen Flachlande (Lüneburger 
Heide usw.). 
3. Das Meer als Feind Hollands. 
Vor 2000 Jahren, zu der Zeit, als Christus lebte und predigte, sah Hollands 
Küste ganz anders aus als heute. Da gab es im Mündungsgebiet des Rheins, 
der Maas und der Schelde noch nicht so viele Inseln und Buchten; da gab es auch 
die Südersee und die vorgelagerten westfriesischen Inseln noch nicht. Damals 
war die holländische Küste noch wenig zerrissen und zerklüftet. Sie glich dem 
mittleren Stücke. Aber unaufhörlich nagten die brausenden Wogen am Strande. 
Sie rissen bei jedem Sturme ein größeres oder kleineres Stück vom losen sandigen 
Strande los. Dann kamen gewaltige Spring- und Hochfluten. Sie stürzten sich 
über die schützenden Dünenwälle und bahnten sich breite Straßen zum tiefer¬ 
gelegenen Lande. So entstand eine Insel nach der andern, eine Bucht nach der 
andern. Von Jahrhundert zu Jahrhundert ward das Land kleiner, das Meer 
größer. Bei einigen ganz ungeheuren Springfluten bahnte sich die tobende 
Nordsee den Weg in das Gebiet, wo heute die Südersee liegt. Hier befand sich 
ehemals ein sumpfiger Binnensee, Als die Nordsee nun einmal Zugang zur Süder-
	        
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