Full text: Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 3, [Schülerband])

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B. Auf Gottes schoͤner Erde 
137. von der Beschädigung der Bäume. 
Wenn Tiere die Bäume zerstören, ohne daß wir dagegen etwas aus— 
richten können, so müssen wir das als eine Einrichtung der Natur in 
Geduld hinnehmen. Aber empörend ist es, wenn menschlicher Mutwille 
junge Obst- oder Waldbäume vernichtet. In einen Acker zu gehen und 
die Saat niederzutreten, das hält jeder für Sünde; allein ein Bäumchen 
zu beschädigen, das noch nach vielen Jahren reiche Früchte bringen 
kann — das halten so viele für nicht unrecht. Der es pflanzte, hoffte 
so viel von ihm; er freute sich, daß Gott dasselbe habe grünen lassen, 
und nun kommt ein leichtsinniger Bube und vernichtet mit einem Schnitte 
aus bloßem Mutwillen seine Hoffnungen und seine Freude! Denkt euch 
nur, daß ihr das Bäumchen gepflanzt hättet und es auf einmal ver— 
trocknet fändet; dann werdet ihr gewiß vor einer solchen Tat zurück— 
schrecken. Euer Gewissen sagt euch ja schon, daß es schändlich und sündlich 
ist, einen jungen Baum zu zerknicken, den Gott zum Nutzen der Menschen 
aufwachsen läßt, in dessen Schatten noch so mancher Ermüdete einst aus— 
ruhen könnte. Merket auf seine Stimme! 
— 
138. Kinderlied von den grünen Sommervögeln. 
1. Es kamen grüne Vögelein geflogen her vom Himmel und 
setzten sich im Sonnenschein in fröhlichem Gewimmel all' an des Baumes 
Äste und saßen da so feste, als ob sie augewachsen sei'n. 
2. Sie schaukelten in Lüften lau auf ihren schwanken Zweigen; 
sie aßen Licht und tranken Tau und wollten auch nicht schweigen; sie 
sangen leise, leise auf ihre stille Weise von Sonnenschein und Himmelblau. 
3. Wenn Wetternacht auf Wolken saß, so schwirrten sie erschrocken; 
sie wurden von dem Regen naß und wurden wieder trocken; die Tropfen 
rannen nieder vom grünenden Gesieder, und desto grüner wurde das. 
— Da kam am Tag der scharfe Strahl, ihr grünes Kleid zu 
sengen, und nächtlich kam der Frost einmal, mit Reif es zu besprengen. 
Die armen Vöglein froren; ihr Frohsinn war verloren; ihr grünes Kleid 
ward bunt und fahl. 
5. Da trat ein starker Mann zum Baum und hub ihn an zu 
schütteln, vom obern bis zum untern Raum mit Schauern zu durch— 
rütteln. Die bunten Vöglein girrten und auseinander schwirrten; wohin 
sie flogen, weiß man kaum. Friedr. Rückert. 
139. Die Schahgräber. 
Ein Winzer, der am Tode lag, rief seine Kinder her und sprach: 
„In unserm Weinberg liegt ein Schatz; grabt nur danach!“ — „An
	        
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