Kreis Groß-Gerau.
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(Erträge des Obst- und Gartenbaus sowie wildwachsende Beerenfrüchte in
haltbarem Zustand nach nahen und fernen Gegenden, und eine große
Brauerei verschickt ihr Bier nach den Landorten und den nahen Groß-
städten. Der Fleiß und die Strebsamkeit der Bürger haben eine schöne
(Entwicklung des (Erwerbslebens zustande gebracht. Gut beschickte Ferkel-
markte fördern das Geschäftsleben- verschiedene Xäsefabriken^) holen
ihren Bedarf an „Matten" selbst aus dem Innern Rheinhessens und
Groß-Gerau und Dornberg nach Merian.
ferneren Gegenden. Ihre Fabrikate kommen als „Mainzer Xäse" in
den Handel. Für weitergehende Bildungsbedürfnisse ist eine höhere
Bürgerschule eingerichtet. Eine Lateinschule bestand schon vor dem Dreißig-
jährigen Kriege. Die sebr alte jüdische Gemeinde besitzt eine hübsche
Synagoge. Xatholiken wanderten erst viel später zu. Huch sie erbauten
vor mehreren Jahren ein eigenes Gotteshaus. — 3m Nordosten von Groß-
Gerau war auf einem Hügel die alte Richtstätte, „der Galgen", der 1824
noch stand. Die Darmstädter Straße, noch vor wenig Jahren recht
bezeichnend „Galgengasse" genannt, führte nach jener Malstatt. Beim
Abtragen der Anhöhe fand man viele Gebeine und erkannte in der
Stelle ein fränkisches Gräberfeld. Die ursprüngliche Stadt wurde vom
„Graben" umschlossen. Sie hatte drei Tore, das Frankfurter oder
Spitaltor, das Darmstädter oder Galgentor und das (Dppenheimer oder
Niedertor. Diese waren zweistöckig quer über die Straße gebaut,
') Solche bestehen auch in den Nachbarorten Klein-Gerau, Worfelden, Waller-
städten und in Bischofsheim.