Kreis Groß-Gerau. 
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welcher das Horsthaus ttnoblochsau birgt. Leider wird der Aufenthalt 
in all den hübschen Waldungen am Kltrhein während des Sommers durch 
das massenhafte Auftreten der Schnaken fast zur Unmöglichkeit gemacht. 
3. Oberhalb Erfelden liegt an der Riedbahn Mockstadt (fast rein evan- 
gelisch) mit 1650 Einwohnern. Eine Fähre bringt Fußgänger und Wagen 
in wenig Minuten über den Kltrhein nach dem Kühkopf, jener infolge 
des Rheindurchstichs gebildeten Insel, welcher die Zugehörigkeit zu Rhein- 
Hessen bis heute erhalten geblieben ist. Sie ist IV2 Stunde lang, V2 Stunde 
breit und umfaßt neben fiskalischem Waldbesitz das Gut Guntershausen 
(Schmittshausen). Sein Besitzer, Freiherr von heyl zu Gernsheim, unter- 
hält dort ausgedehnte Wiesen, fruchtbare Felder und herrliche (Obstanlagen. 
Im üppigen Walde ist ein wohlgehegter Wildstand (viele Fasanen), und im 
Frühjahr zur Zeit der Baumblüte, wenn der Wald mit frischem Grün 
sich kleidet, wird das Horsthaus Küfyfopf von zahlreichen Gästen aus den 
nahen Riedorten, aus Rheinhessen (Fähren bei Guntersblum und Gimbs- 
heim!) und aus Darmstadt aufgesucht. — Die Lage am Rhein hatte Stock- 
stadt früher zu einem (Drt mit ansehnlichem Handelsverkehr erhoben. Ein 
großes Lagerhaus, ,,der Bau", diente als Farbniederlage und Salzmagazin. 
Mit der Gewinnung des näheren Schiffahrtsweges aber sank die Bedeutung 
Stcckstadts als Handelsplatz, und der,,Vau" wurde durch den hessischen Staat 
verkauft. Ietzt ist der Handel ganz zurückgegangen, und die Bewohner 
haben sich meist der Landwirtschaft gewidmet. Getreide-, Rüben- und 
Kartoffelbau stehen auf dem fruchtbaren Boden in Blüte. Die nahen 
Städte Darmstadt, Worms, Mainz und Mannheim nehmen die Erträgnisse 
der Landwirtschaft ab und geben in der Industrie und im Handwerk 
manchem Stockstädter Gelegenheit zu lohnendem verdienst. Eine starke 
Schicht lehmigen Rheinschlicks oberhalb und unterhalb des Dorfes hat die 
Gründung mehrerer Backsteinfabriken ermöglicht. — Stockstadt hat man¬ 
nigfaltige und vielfach traurige Schickungen erlitten. Um 700 n. Ehr. ent- 
standen, blieben seine Acker lange Zeit in Abhängigkeit vom Kloster Lorsch 
und dem Stifte St. Alban zu Mainz. 1579 kam es ganz an Hessen, doch 
mußten Fronden und Lieferungen noch an das Bischöfliche 5lmt in Gerns- 
heim erfolgen. Schwere Kriegsnot, Hunger und Pest brachte der 30}ährige 
Krieg. 1624 verschleppte eine Brandschatzung durch Mansfeld für 400 000 
Mark Werte. Rohes Gesindel peinigte 1631 nach dem Wegzuge Gustav 
Adolfs einzelne Bewohner zu Tode. Durchziehende Truppen verlangten 
Kriegssteuern, Lebensmittel und Kriegsmunition. Alle herrschaftlichen 
und Erbach-Rheingauer Güter lagen wüste da. Zwar suchte man nach 
Abschluß des Friedens auf alle mögliche Weise zu helfen, aber schon 1672 
richteten kaiserliche und brandenburgische Truppen abermals großen Scha- ,(tir, 
den an, 1673 kam die Armee des französischen Generals Turenn^ '^$lf,,f10naia 
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