Full text: Mathematische Erdkunde, Allgemeine Erdkunde, Kartographie

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heißt Breitengrad. — Durch 360 Teilungspunkte des Äquators führen 360 Halb- 
kreise, die in den Polen zusammentreffen. Sie heißen Längenkreise oder 
Meridiane, auch Mittagskreise, weil alle Bewohner desselben Längenkreises zu 
gleicher Zeit Mittag haben. 
Die Breitenkreise 
a) laufen parallel mit dem Äquator um 
die Erde; 
b) werden nach den Polen hin immer ! 
kleiner. Der 60. Breitenkreis ist nur noch halb 
so lang wie der Äquator, und der 90. ist nur 
uoch eiu Punkt (Pol); 
c) siud gleichweit i voneinander entfernt 
(Erdumfang 40 MO Km : 360 — rund 111 km). 
Die Längenkreise 
a) schneiden den Äquator rechtwinklig und 
laufen in den Polen zusammen; 
b) siud alle gleich groß; 
c) sind nur auf dem Äquator rund 
III Km voneinander entserut. Nach den 
Polen hin wird ihre Entfernung immer ge¬ 
ringer; auf dem 50. Breitenkreis ist 1 Längen- 
grad nur 71 km lang, und auf dem Polpunkt 
(auf dem 90. Breitenkreis) ist er gleich Null. 
Sowohl Breiten- wie Längengrade werden in je 60 „Minuten" und diese in 
60 „Sekunden" eingeteilt. 
2. Bei der Zählung der Breitenkreise beginnt man beim Äquator mit Null, § 
so daß der Polpunkt als 90. Breitenkreis zählt. Bei einer Reise um die Erde 
von Norden nach Süden durchmißt man also 90 x 4 — 360 Breitengrade. — 
Welchen Meridian man als Anfang zählen soll, ist der Willkür anheimgegeben. 
Früher bezeichnete man den Meridian als Nullmeridian, der über die Insel Ferro 
verläuft. Heute gilt als solcher der Meridian von Greenwich (grinitsch), einem 
Stadtteil von London. (Die Franzosen rechneten bis zum Weltkrieg uach dem 
Pariser Null-Meridian, 2° 20' ö. v. Gr.; seitdem scheinen auch sie zur Zählung von 
Greenwich übergegangen zu fein),2 Man zählt bei den Meridianen die 360 Halb¬ 
kreise, und zwar vom Nullmeridian aus entweder nach Osten und nach Westen 
(je 180°), oder nur nach Osten (360°). Mit einem solchen Gradnetz denkt man 
sich auch das Himmelsgewölbe überzogen, und zwar so, daß die Kreise und 
Polpuukte des Himmelsgewölbes genau über denen der Erde liegen. 
3. Von den Breitenkreisen haben eine besondere Bedeutung die beiden 
Wendekreise (Wendekreis des Krebses oder nördl. Wendekreis, 23%° nördl. 
vom Äquator; Wendekreis des Steinbocks oder südl. Wendekreis, 23y2° südl. 
vom Äquator) und die beiden Polarkreise (der nördl. Polarkreis 66y2° nördl. 
vom Äquator, der südl. Polarkreis 66 y2 ° südl. vom Äquator). Durch die beiden 
Wendekreise wird der Erdgürtel eingeschlossen, innerhalb dessen die Sonne 
sich scheinbar jährlich auf und ab bewegt, und zwar so, daß sie sich am 21. Juni 
senkrecht über dem nördl., am 21. Dezember senkrecht über dem südl. Wendekreis 
x) Das ist aber nicht buchstäblich zu nehmen. Die Entfernungen wachsen nach den Polen 
hin, da die Erde an den Polen abgeplattet ist. In Peru z. B. mißt ein Breitengrad 110,6, in 
Lappland 111,6 km. 
2) Bei der Planiglobenzeichnung teilt man die Halbkugel noch immer nach dem 
Grade von Ferro auseinander, nicht nach dem Grad von Greenwich (Grund!).
	        
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