Full text: Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe

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Herzöge genannt, je einer bei den Westfalen, Engern und Ostsalen 
(Widukind, Bruno, Hessi). 
Der Name Gau (lat. pagus) ist in den Urkunden des sächsischen Gebietes 
ga, go, gowe. Die einzelnen Gaunamen setzen sich meist aus zwei Bestand- 
teilen zusammen! das Bestimmungswort ist häufig eine Siedelung, ein Volks- 
stamm oder ein Fluß, auch ein Gebirge, eine Pflanze oder eine Himmels- 
richtung. Beispiele: Lidbekegouwe (um Lübbecke westlich Minden), Angira (Engern), 
Ostsalengau (zwischen Oker und Innerste), Westfalengau (nördlich der Lippe bis 
zum Quellgebiet der Wupper), Bardengau (Langobarden, an der unteren Elbe), 
Marstem oder Merftem (südöstlich vom Steinhuder Meer, aus Marsatheim ent- 
standen, Wohnsitz der Marsaten), Lainga (Leingau), Bukki (Bückeberg, „Buchen- 
berg"), Osterpurge oder Osterburg (Umgegend von Steinbergen, Osten). Im 
Gebiet des Weserknies bei der Porta sind noch die Gaunamen Tilithi und 
Scapevelden bemerkenswert. Der Tilithigau umfaßte das Gebiet südlich vom 
Bückeberge bis an die Weser zwischen Steinbergen und Hameln, Scapevelden 
die Umgegend von Frille. Die Erklärung der beiden Namen ist ungewiß. 
Tilithi von der in den Weserbergen häufigen Pflanze Tielose, „Tielöschen" 
— wilde Narzisse, vielleicht auch Flurbezeichnung; Scapevelden Ableitung von 
Schaf, nach anderen Schöffenfeld. 
Oer öuKKigau. Jeder Gau war ein möglichst in sich geschlossenes 
Gebiet innerhalb gewisser natürlicher Schutz- und Trennuugsgreuzeu, 
wie sie Fluß, See, Moor oder bewaldete Höhenzüge boten. Er 
zerfiel in Grenzwald, Allmende und Sondereigen (S. 174). Unsere 
Heimat gehörte dem Bukkigau au, desseu Nameu wir in Bückeberg 
und Bückeburg wiederfinden. Er reichte im Norden bis an die 
Rehbnrger Berge, im Süden bis an die Weserberge, im Westen bis 
Zur Weser und im Osten bis zum Bückeberge und Dühlholze. Das 
Dühlholz (= Sumpswald), an der Grenze der drei Gane Derve, 
Marstem und Bnkkigan gelegen, muß in alter Zeit ein wesentliches 
Verkehrshindernis gewesen sein. Auffallend ist, daß unser Bukkigau 
durch den Wasserlauf der Weser von den westlichen Gegenden 
weniger abgesperrt wurde als durch eine Kette von Verkehrshinder- 
nissen (Süntel, Bückeberg, Steinhuder Meer, Leineniederung, große 
Moor) von den östlichen. Das zeigen die Dialektgrenzen, indem 
z. B. im Gebiet des Bnkkiganes die im Westen und Norden herrschen- 
den Fürwörter mi und di üblich sind, während im benachbarten 
Marstemgan und sonst im Osten die Formen meck und deck ge- 
braucht werden. Das zeigt ferner auch die Tatsache, daß bei der 
Kreiseinteilung des Kaisers Maximilian im Jahre 1512 auch unser 
Gebiet nicht dem zwischen Weser und Elbe gelegenen niedersächsischen 
Kreise, sondern dem westfälischen zugeteilt wurde.
	        
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