Full text: Der Regierungsbezirk Lüneburg

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das Rittertum. Sie war in Formelwesen erstarrt, das in 
den Lehren vom Fegefeuer, von der Verdienstlichkeit der guten 
Werke, Ablaß u. s. w. sich immer mehr von der Bibel, dem 
Urquell christlicher Erkenntnis, entfernte. Dazu kamen die 
Verrohung der Priester, die Entartung der Klöster und die 
Abergläubigkeit des Volks. Einige Bischöfe versuchten die 
verfallene Kirchenzucht wiederherzustellen,-« ohne die Grund- 
schaden der Kirche beseitigen zu können. Durch großen Eifer 
that sich Johann Busch, der Propst zu Hildesheim, hervor 
(1469). Aber überall fand er den lebhaften Widerstand von 
Mönchen und Nonnen, die das gemächliche Leben nicht auf- 
geben wollten. In Wienhausen mußte Busch die Äbtissin 
absetzen und zu ihrer Besserung in ein anderes Kloster bringen. 
Da sandte der Augustinermönch Martin Luther seine kraft- 
vollen Schriften in die Welt und begann damit den Riesen- 
kämpf gegen die römische Kirchenautorität: die Reformation. 
Zu jener Zeit war Ernst der Bekenner Herzog 
von Lüneburg, der wie wenige Fürsten das Wesen der Resor- 
mation am tiefsten erfaßte. Er ward 1497 zu Ülzen ge- 
boren. Seine Mutter, eine Schwester des Kurfürsten Friedrichs 
des Weisen, schickte den begabten Jüngling auf die Universität 
zu Wittenberg, wo dieser den Lehren Luthers und seiner 
Freunde begierig lauschte. 1521 zur Regierung gekommen, 
suchte er die Reformation durchzuführen. Er dachte, die gute 
Sache würde sich allein Bahn brechen, darum begnügte er 
sich damit, zu raten, und vermied möglichst allen Zwang. 
Schon seit 1524 und 26 gab es in Celle und Burgdorf 
protestantische Gemeinden. Auf dem Landtage zu Scharne- 
deck bei Lüneburg (1527) wurde von den Ständen die Ein- 
führung der Reformation beschlossen. Durch Unterschrift der 
„Augsb. Konfession" bekannte sich der treffliche Fürst öffent- 
lich zur Lehre Luthers. In Augsburg lernte er den Magister 
Rhegius kennen und ernannte ihn zum Hospredlger in Celle 
und zum Generalsuperintendenten von Lüneburg, Eine neue 
Kirchenordnung ward ausgearbeitet; die meisten Klöster wurden 
aufgehoben und die Erträge zur Gründung und Aufbesserung 
von Pfarr- und Schulstellen verwandt. Nur die Frauenklöster 
blieben, mußten aber dem katholischen Wesen entsagen. In 
Wienhausen drohte Ernst den Nonnen: wenn sie sich noch
	        
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