484 Aus den friesischen Marschen.
schnell abnutzen. Der Korkschneider rüstet seine Lenden mit einem sogenannten
Knielappen, einem großen Leder, das er an das rechte Bein schnallt; auf diesem,
sowie dann und wann auf dem Pulver eines feinen Sandsteins, fährt er nach
jedem Schnitt einigemal mit dem Messer hin und her, und dann gibt er ihm
auf einer Speckschwarte die nötige Glätte und Ölnng, ohne die es in dem
trockenen Korkholze bald stocken (pfeifen) wurde. Ein großes und starkes Stück
Korkrinde, vor der Brust befestigt, schützt gegen das unvermeidliche Ausgleiten
der Meffer. Der bessern Verschließnng der Poren wegen werden die Rinden-
stücke nach dem Abschälen vom Baume getrocknet und am Feuer geräuchert
^geflammt), wodurch die Oberfläche eine räucherige Farbe bekommt, die deshalb
vor der weiteren Verarbeitung entfernt werden muß, welches durch einige rasche,
hiebartige Schnitte geschieht; darauf wird das Rindenstück in Streifen geschnitten,
die so breit sind, wie der Kork lang sein soll, und diese Streifen werden in
Würfel geteilt, die mehr oder weniger groß sind, je nach der Größe und Dicke
des Korks, den man daraus „zurunden" will.
„Dieses Zuschneiden, obgleich es leichter aussieht als das „Runden", ist
die schwierigere Arbeit, weil dabei die Fehler und „mulmigen" Stellen in der
Rinde entfernt werden müssen, und zwar muß dies wie die folgende Mani-
pulation, mit größtmöglichster Schnelligkeit geschehen, wenn der Arbeiter dabei
verdienen will. Zum Runden wird das untere Ende des Messergriffs gegen
das Knieleder gestemmt und mit der rechten Hand festgesetzt, indem die linke
Hand den Korkwürfel gegen die Schneide drückt und ihn so herumführt, daß
er dabei wie ein Apfel abgeschält und seiner Ecken und Rauhigkeiten beraubt
wird; zuletzt werden durch zwei Querschnitte das Kopf- und Fußende glatt
und gerade gemacht.
„Von den gewöhnlichen Weinflaschenkorken kann auf diese Weise 'ein fleißiger
Arbeiter täglich 1000 —1200 Stück produzieren; von den kleinsten homöo-
patischen Korken kann er 2000 in einem Tage machen und dabei etwa 2 bis
3 Mark verdienen, wobei wöchentlich eirea 25 kg- Rinden in 12—14 kg Kork
verwandelt werden.
„In dem ganzen Psropsenschneidedistrikt um Delmenhorst und Bremen mag
das Gewerbe wohl in tausend Familien oder Häusern eingebürgert sein, welche
durchschnittlich im Jahre 300 Millionen Korke produzieren. Ehe diese aber
in die Hände der Konsumenten gelangen, müssen sie nach der Größe sortiert
werden, was durch Siebe von verschiedener Dichtigkeit geschieht, und nun wird
die Qualität der Korke noch einer genauen Prüfung unterworfen, um die schad-
hasten herauszulesen.
„Schließlich werden die Korke noch einer gründlichen Behandlung mit
Schweseldämpsen unterworfen, und wird dadurch die ursprüngliche helle Farbe
wieder hergestellt, welche bei dem Passieren durch so viele Hände notwendig
leiden mußte."
Ende des zehnten Bandes.