Full text: Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel (Bd. 8)

234 Die schleichen Gebirgspässe und ihre Riegel. 
Stellungen. Gegen 3 Uhr morgens am 23. Juni gaben vier Granaten das 
Zeichen zun: Angriff. Von fünf Seiten zugleich griffen die Österreicher an. 
Mit unwiderstehlicher Gewalt stürmten die von Laudon geführten Bataillone 
gegen den linken preußischen Flügel, den der Oberst von Rosen kommandierte. 
Seine Mannschaften wehrten fich rechtschaffen, kein Mann streckte das Gewehr, 
es mußte den Gefangenen aus der Hand gerissen werden. Obgleich verwundet, 
stellte sich Rosen an die Spitze des Bataillons und führte es gegen den vor- 
dringenden Feind, aber er brach zusammen und wurde gefangen genommen. 
Auch die andern Positionen wurden erobert. Am längsten hielt sich Fouque 
selbst auf dem Galgenberge. Von drei Seiten schmetterten die österreichischen 
Geschütze in die Preußen; Laudon ließ stürmen, aber viermal wurden feine 
Truppen zurückgeworfen; es gelang ihnen nicht, die Preußen vom Galgenberge 
zu vertreiben. Fouqui sah seine Truppen zusammenschwinden und beschloß, 
weil auch die Munition zu mangeln anfing und feine Leute schließlich doch alle 
zusammengehauen werden mußten, sich durchzuschlagen. Er selbst eröffnete den 
Zug; es gelaug ihm, den Fluß zu überschreiten und die Höhe jenseit des- 
selben zu gewinnen. Hier gedachte er, ein Viereck zu bilden und den General 
Schenkendorff, der noch auf dem Galgenberg geblieben war, zu erwarten. Doch 
bald wurde er umringt und seine Schar aufgelöst; nur eine Abteilung rettete 
sich durch den Wald. Nach achtstündigem Kampfe hatten die Österreicher den 
Paß erobert, den mit Recht eine Inschrift an einem dortigen Felsen „die 
preußischen Thermopylen, 23. Juni 1760" nennt. 
Fouque selbst wurde schwer verwundet; mit seinem unter ihm totgeschossenen 
Pferde stürzte er zu Boden. Mehrere seiner tapfersten Soldaten versuchten ihn 
zu retten, umringten ihn und fochten fo lange, bis sie neben ihm hinsanken. Der 
General bekam noch zwei Säbelhiebe im Arm und im Rücken, und österreichische 
Reiter wollten ihm eben den Todesstoß geben, als die seltene Treue seines 
Reitknechtes Trautschke ihm das Leben rettete. Er warf sich auf seinen Herrn 
und fing mit seinem Leibe alle die Hiebe auf, die diesem zugedacht waren, in- 
dem er fortwährend schrie: „Wollt ihr denn den kommandierenden General 
umbringen?" Dreizehn Säbelhiebe hatte er schon empfangen, als ein öfter- 
reichischer Oberst herbeikam und seinen Leuten gebot, Einhalt zu thun. Der 
bluttriefende Feldherr, der wie Leonidas gefochten hatte, wurde unter dem 
Pferde hervorgezogen und den Ärzten übergeben. Auch Trautschke, der schwer 
verwundet war, blieb bei seinem Herrn. Beide wurden wieder hergestellt. 
Fouque ging mit den wenigen ihm übrig gebliebenen Soldaten in die Gefangen- 
fchaft; er mußte bis nach Karlstadt in Kroatien wandern. Nach dem Frieden 
kehrte er zurück und genoß wieder die innigste Freundschaft seines Königs bis 
zu seinem Tode. 
Es war mörderisch gekämpft worden, denn 2400 Preußen und 3000 
Österreicher lagen tot oder verwundet auf dem Kampfplatz, 4000 Preußen 
wurden gesangen genommen und nur 1500 entkamen glücklich bis Breslau. 
Das arme Landeshnt gab Laudon wie eine eroberte Stadt der Plünderung 
preis, wodurch nicht nur manches Menschenleben vernichtet wurde, sondern auch 
der Stadt ein Schaden von 630 000 Thalern erwuchs. 
Als Fouque auf dem Schlachtfeld mit Staub und Blut bedeckt unter feinem 
Pferde hervorgezogen wurde, bot ihm der österreichische Oberst, der die
	        
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