Schlefische Gewerbe- und Industrieausstellung. 67
in welcher wissenschaftliche Instrumente ausgestellt sind. Hier finden wir
die vielen Instrumente, deren bei seinen Untersuchungen der Mathematiker,
Astronom, Naturforscher, Chemiker und Apotheker bedarf. Reichhaltig ist die
Sammlung der ausgestellten Uhren. DieRegulator-Uhrenfabrikation ist durch
Gustav Becker in Freiburg vertreten. Dieser Mann gründete im Jahre 1850
die erste Regulator-Uhrenfabrik in Schlesien, bezw. in Preußen. Er wollte, als
er seine Fabrik gründete, der armen Weberbevölkerung durch Anlernung der
vielen mechanischen Arbeiten eine lohnendere Beschäftigung geben und wurde
in feinem Streben vom Staate unterstützt. Mit sehr bescheidenen Mitteln und
drei oder vier Jungen, die eben ihre Dorfschule verlassen hatten, begann er
und blickte trotz der zu überwindenden Schwierigkeiten froh in die Zukunft.
Gustav Becker erhielt bald vom Staate 20 Drehbänke mit der Bedingung, daß
er während sechs Jahren an jeder Bank einen armen Jungen beköstige, bekleide
und ihm Wohnung gebe. Nach Ablauf der sechs Jahre wurde das betreffende
Stück Beckers Eigentum. So erhielt er nach und nach Maschinen und einen
tüchtigen Stamm von Arbeitern. Im Jahre 1363 wurde das 10 000ste, 1875
das 100000ste und 1881 das 300000ste Werk angefertigt, welches Becker zur
Ausstellung geschickt hat. Auch die einzige preußische Taschenuhren-Fabrik, nämlich
die von Eppner in Silberberg, welche unter Protektion Friedrich Wilhelms IV.
im Jahre 1852 (zu Lähn in Schlesien) begründet wurde, ist auf der Ausstellung
vertreten. Diese Fabrik nahm in kurzer Zeit einen so bedeutenden Aufschwung,
daß von 1872—1873 ungefähr 3600 meist goldene und silberne Ankeruhren
in derselben angefertigt und verkauft werden konnten.
Apparate, die dem Schulunterrichte dienen, sind hier ausgestellt: Blitz-
ableiter, Signalglocken. Telephons u. a. Arnold Winkler in Breslau hat die
schwierige Aufgabe übernommen, feinen Landsleuten und den Besuchern der
Industrieausstellung eine elektrische Eisenbahn vorzuführen, die mit Recht die
Bewunderung von Laien und Sachverständigen hervorrufen muß. Weniger er-
regen unsre Sympathie die künstlichen Gliedmaßen, die ausgestellt sind.
Den wissenschaftlichen Apparaten folgen die Musikinstrumente in der
fünfzehnten Gruppe. In früherer Zeit wurde Musik meistens auf metallenen
Blasinstrumenten gemacht, später machte man diefe Instrumente aus Holz, zu
denen sich noch später die dünn bespannten und schwach klingenden Saiteninstru-
mente, welche geschlagen wurden, gesellten. Aus ihnen entstand das Klavier, das'
jetzt alles beherrschende Klavier, welches auch auf der Ausstellung vom teuren
Konzertflügel an bis zum billigen Pianino vertreten ist; auch die Orgel, die
Königin der Instrumente, finden wir in zwei Exemplaren.
Den Baumeister interessiert die reichhaltige sechzehnte Gruppe mit ihren
Bauornamenten, ihren Zimmer- und Hauseinrichtungen, ihrem Brückenbau
und mit der Darstellung des deutschen Hauses.
Die siebzehnte Gruppe umfaßt die kunstgewerblichen Altertümer, die
achtzehnte den gewerblichen Unterricht. Der ganzen Ausstellung aber hat
einen herrlichen äußeren Anstrich gegeben und zur Belebung derselben besonders
beigetragen die neunzehnte Gruppe, der Gartenbau; denn noch wenige Monate
vor der Eröffnung der Ausstellung war das Stückchen Erde, welches wie durch
Zaubermacht in ein Villenstädtchen verwandelt wurde, das Baumpartieen und von
plaudernden Fontänen belebte Rasenflächen umrahmen, eine öde, schattenlose
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