Full text: Der Deutsche Kinderfreund

Und der heiligen Schrift. LZA 
und gut erkenne, und Alles unterlassen soll, was mi* 
ne Vernunft für unrecht und böse erkennt. Ich erken¬ 
ne aber Alles das für recht und aut, wovon ich wün¬ 
schen kann, daß es alle Menschen thun und lieber 
mochten, und wenn ich das Gute gethan, das Böse 
verworfen und unterlassen habe , so bin ich mit mie 
selbst zufrieden, so bin ich fröhlich und fühle keine 
Furcht; wenn ich dagegen das Bose that, und das 
Gute unterließ, so bin ich traurig, furchtsam und 
ängstlich, und Nichts in der Welt kann mich dann 
erfreuen; ich klage mich bei mir selbst an , und erkenne 
mich für strafbar. Und diese Traurigkeit, diese Aengst- 
lichkeit und Furcht fühle ich auch dann, wenn ich ganj 
sicher bin, daß kein Mensch das Böse erfahren und 
strafen werde, welches ich gethan habe; ja, ich fühle 
ste sogar, wenn ich nur an das Böse denke, welches 
ich thun mochte, und mich dazu entschließe. Und doch 
darf ,ch nicht fürchten, daß mir irgend ein Mensch 
ins Herz sehen, oder meine Gedanken errathen werde. 
Woher kommt nun diese Furcht in meiner Seele? Wo- 
herdieBesorgniß, daß ein Unsichtbarer mich sehen, mich 
hören, mich strafen werde, wenn ich Böses spreche 
oder thue? Ich kann nicht glauben, daß dies eine lee¬ 
re Einbildung sei; denn ich weiß, daß die Furcht vor 
einem mächtigen Unsichtbaren, der Alles sieht und 
weiß, auch in den Seelen anderer Menschen sich regt- 
So oft ich am Abend zum gestirnten Himmel hinauf- 
blikke, und das unzählbareHeer der Sterne mitWon- 
ne betrachte; so oft ich den prachtvollen Regenbogen 
am Himmel erblikke, oder die Sonne in ihre Herrlich¬ 
keit aufgehen und untergehen sehe; so oft ich den Don¬ 
ner rollen höre, und ein Blitzstrahl aus schwarzer Wet¬ 
terwolke vor mir nieberführr, so oft ergreift der Ge¬ 
danke an ein unsichtbares und höchst mächtiges Wesen 
meine Seele mit einer wunderbaren Gewalt. Denn 
daß alles dies Große, Furchtbare und Herrliche nicht 
von Menschen herkomme; daß das Schönste, was 
auf dieser Erde ist, nicht Meüschenwerk sei, Lies sagt 
mir mein Verstand, und ich kann den Gedanken nicht 
aus meiner Seele bringen, daß ein Wesen da sein 
müsse, welches viel mächtiger, weiserund gütiger ist, 
als die Mächtigsten, Weisesten und Gütigsten antes 
den Menschen; ich fühle mich gedrungen / dieses
	        
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