Full text: Kleine braunschweigische Landeskunde

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und Philipp von Schwaben im Jahre 1200 wurde Helmstedt von dem Erz- 
bischof Ludolf von Magdeburg verbrannt. Als die Feiude auch das Kloster 
Marienberg plündern wollten, trat ihnen die Jungfrau Maria wie eine 
Königin mit der Krone aus dem Haupte entgegen, so daß der erste Soldat 
vor Schrecken tot zu Boden stürzte, während die andern eilig davon liefen. 
Als Helmstedt 1279 von dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg belagert 
wurde, spannte sie einen seidenen Faden zwischen dem Kloster Marienberg^ 
uud der Stephanskirche aus, ging aus demselben hin und her und fing die 
feindlichen Geschosse in ihrem goldenen Mantel auf. Jetzt wohnen keine 
Nonnen mehr in dem Kloster, sondern 7 unverheiratete evangelische Damen, 
welche eine höhere Mädchenschule und ein Krankenhaus leiten und kunstvolle 
Altar- und Kanzeldecken sticken. 
6. Umgegend. Eine Stunde ö. von Helmstedt im Lappwalde liegt 
der „Brunnen", dessen eisenhaltiges Wasser zum Trinken und Baden be- 
nutzt wird. In dem großen Gasthause daselbst finden die Fremden Unter- 
kirnst und Verpflegung (Konzerte, Sommertheater). Zur Erinnerung an den 
Krieg von 1870—1871 hat man hier ein Kriegerdenkmal errichtet, welches 
einen sterbenden Löwen darstellt. Das Dorf E mm erst edt w. von Helmstedt 
wurde zu der Zeit, als Helmstedt noch eine Universität hatte, von Studenten 
viel besucht. Als die Knechte des Dorses eines Sonntags aus der Kegelbahn 
den Studeuteu keinen Platz machen wollten, schalt sie der Wirt tüchtig aus, 
nannte sie Esel, Schlingel, Flegel und dickdrebische Bengel, und meinte dann 
doch noch, er habe es ihnen nur „durch die Blume" zu verstehen gegeben, 
daß sie die Kegelbahn verlassen sollten. In dem Kloster Marienthal n. von 
Helmstedt soll Till Eulenspiegel Kirchenvogt gewesen sein. Als ihn der Abt 
einst beauftragte, aufzupassen, ob die Mönche auch des Nachts alle deu 
Gottesdieust besuchten, nahm er aus der Treppe, welche vom Kloster in die 
Kirche sührte, die beiden untersten Stufen fort, so daß die Mönche an dieser 
Stelle stolperten und „Au!" riefen. Eulenspiegel hatte sich unter der Treppe 
versteckt und machte bei jedem Schrei einen Kreidestnch; zuletzt zählte er an 
den Strichen nach, ob alle Mönche in der Kirche gewesen waren. 
§ 4. Der Elm. 
1. Lage. Der Elm ist ein Höhenzug, welcher sich in der Richtung 
von SO. nach NW. auf der Grenze der drei Kreise Braunschweig, Wolfen- 
büttel und Helmstedt entlang zieht. Er ist von Schöningen bis Bornum 
etwa 25 km laug und im NW. 12 Km, im SO. 4 km breit. Der Elm 
besteht aus Muschelkalk (Steinbrüche, Kalkösen!) und ist mit schönen Buchen- 
Wäldern bestaudeu. Auf der Ostseite des Elms entspringt die Schunter (r. 
Nbsl. der Oker), welche l. die Lutter und die Wabe ausnimmt. Letztere ent- 
springt auf der Westseite des Elms im Reitling, einem schönen Thale bei 
Lucklum, welches vom Kuxberg (300 w) und Herzberg eingeschlossen wird.
	        
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