Schöningen. — Schöppenstedt.
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Unterhalb Gr. Steinums begleitet die Schunter den Dorm und fließt darauf,
an dem waldreichen hannoverschen „Hasenwinkel" etwa die Grenze bildend,
in einem doppelten größeren Bogen — zuletzt wieder auf hannoverschem
Gebiete — bei Walle der Oker zu.
5. Die Stadt Schöllingen (9900 Einw.) am fö. Ende des Elms
heißt plattdeutsch „Scheinig". Die Sage erzählt, König Heinrich I. habe
in dieser Gegend 933 die Ungarn angegriffen, obgleich seine Heerführer vom
Kampfe abrieten, da die Feinde zwölfmal stärker waren als die Deutschen,
indem er erklärte: „Dat fall schein und dat mot schein, well Gott!"
Auf dem Schlachtfelde, wo er die Ungarn besiegte, soll er daun „Scheinig"
gegründet haben. Die Bedeutung des Namens Schöningen ist jedoch nicht
sicher bekannt; dagegen weiß man, daß der Ort schon vor Karl dem Großen
bestanden hat. Wahrscheinlich waren die vorhandenen Salzquellen der erste
Anlaß, daß sich hier Leute ansiedelten. Heute wird die Sole aus einer
Tiefe von 500 m mittels eines Pumpwerkes zutage gefördert und in großen
Pfannen gekocht; hierbei verdampft das Wasser, während das Salz znrück-
bleibt. Die dem Staat gehörende Saline liefert jährlich 100 000 Ztr. Salz
und ist mit einem Solbade, Kurhanse und Park verbunden. — In Schöningen
soll der Erzbischof Willigis von Mainz, der ums Jahr 1000 lebte, als
Sohn eines Stellmachers geboren sein; er wählte daher das Rad zu seinem
Wappenzeichen und ließ den Vers darunterschreiben: „Willigis, Willigis,
deiner Abkunft nie vergiß!" — Etwa um dieselbe Zeit entstand in Schöningen
ein Nonnenkloster, das 200 Jahre später in ein Angustinermönchskloster
(Lorenzkloster) nmgewandelt wurde. 1347 wurde daneben vom Herzog
Magnus ein Schloß erbaut, das mehrfach braunschweigischen Fürstinnen als
Witwensitz gedient hat und heute wie das frühere Kloster Domäne ist. —
Ein beliebter Ausflugort ist das nahe Elmhaus, wo man am Waldrande
einen schönen Fernblick hat.
6. An dem sw. Abhange des Elms entspringt die Altenau; sie nimmt
ihren Laus w. zur Oker, in die sie oberhalb Wolfenbüttels mündet. Wo sie
aus dem Elm hervortritt, liegt die Stadt Schöppenstedt (3300 E.). Der
Volksmund hat an ihren Namen und ihr Wappen sagenhafte Deutungen an¬
geknüpft, die aber von den Sprachgelehrten verworfen werden. So sagte
man, der Name weise ans eine altdeutsche Gerichtsstätte hin, wo „Schöppen"
(Gerichtsbeisitzer) zusammengekommen seien; diese hätten manchmal törichte
Urteilssprüche gefällt, die man anderswo als „Schöppenstedter Streiche" ver¬
lachte. Ohne Zweifel ist man aber in Schöppenstedt niemals einfältiger ge¬
wesen als anderswo. Das Wappen der Stadt zeigt ein Schiss mit einem
aufrecht darin stehenden Löwen; daran knüpft sich die Überlieferung, die
Altenau sei hier früher mit Schiffen zu befahren gewesen. Vielleicht ist die
L>tadt nach dem ersten Ansiedler in der Gegend (Skippo) benannt worden. —
Das nahegelegene Dorf Küblingen hat eine merkwürdig gebaute Kirche.
Diese besteht nämlich aus zwei Flügeln, die im rechten Winkel zusammen-