IV. Was noch zu tun ist.
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in einer einzigen Nacht die zweitgrößte Stadt des Landes, Szegedin, mit
70 000 Einwohnern, — heute gehört sie bereits zu den Großstädten —
fast vom Erdboden verschwunden. Nachdem sie nun wieder schön aufgebaut
ist, wird das Wasser wahrscheinlich so schlimm nicht mehr Hausen können!
Sch.: Die Häuser waren vielleicht vielfach aus Lehm gebaut? da konnten sie
allerdings dem Wasser keinen Widerstand leisten. — Man hat aber nun
eingesehen, daß zuerst bei der Donau geholfen werden muß und zwar dort,
wo die Donau das Gebirge durchbrochen hat (zeigen!)- die engste Stelle
heißt das Eiserne Tor, das als „die großartigste Flußenge Europas" be-
zeichnet wird. Dort wird die Donau, die vorher noch 1900 m breit war,
mehrfach auf 100 m, einmal sogar auf 60 m eingeengt. Da diese Stelle
zu eng ist, um die großen Wassermassen bei Hochwasser durchzulassen, so
muß die Donau notwendigerweise oberhalb ihre Wasser ausbreiten, sie über
ein größeres Gebiet ergießen. Diese Notwendigkeit wird erst dann gehoben,
wenn einer der beiden Vorschläge, welche gemacht worden sind, ausgeführt
sein wird, nämlich entweder alle Engen gleichmäßig durch Sprengungen auf
227 m zu erweitern oder am Eisernen Tor einen 113 m breiten Tunnel
für die Donau herzustellen, der allerdings 11 km lang werden müßte.
Übrigens bereitet das Eiserne Tor auch der Schiffahrt große Schwierigkeiten.
Klippen und Felsbänke durchsetzen das Flußbett, nur eine schmale Fahrrinne
am rechten Ufer lassend. Dabei beträgt an der schlimmsten Stelle das
Gefälle auf einer Strecke von nur 3/4 km 13 m. Deshalb konnten Dampfer
diese Strecke nur bei hohem Wasserstand, nämlich vom März bis zum Juni,
passieren. Nunmehr sind aber große Sprengungen vorgenommen worden,
so daß nun eine ununterbrochene Fahrrinne von 60 m Breite und 2 m
Tiefe vorhanden ist, welche 1896 nach sechsjähriger Arbeit fertiggestellt
worden war. 400 000 cbm wurden herausgesprengt. — Erst wenn also
das Eiserne Tor dem Abfließen des Hochwassers keine Hindernisse mehr
bereitet, ist eine durchgreifende Besserung im Gebiet der Theiß zu erwarten.
So sehr aber die Überschwemmungen die Urbarmachung des Bodens hemmen,
so wichtig sind sie für die Erzeugung von Niederschlägen; sie ersetzen darin
geradezu- den Wald! Sch.: Wenn einmal der Boden trocken gelegt ist, so
muß eben Wald angepflanzt werden, um die Dürre abzuwehren.
So hilft also in Ungarn verschiedenes zusammen, die Landwirtschaft
leistungsfähig zu machen! Sch.: Die Fruchtbarkeit des Bodens, die
Ausdehnung des Ackerbodens auf versumpfte Gegenden und die
einheimische Mühlenindustrie helfen zusammen, daß der Getreide-
bau große Fortschritte macht.
b) Maßnahmen zur Erhöhung der Erträgnisse.
Allerdings ist auch hier noch viel zu tun, ungefähr dasselbe, was in
Rußland der Boden fordert! Sch.: Sorgfältige Düngung und Tiefenkultur. —
Dann kann Ungarn einst mit den Rheingegenden und Südfrankreich wett¬