76. Die schottischen Hochlande.
369
scheiden bei dem Wettstreite, wem der Preis gebührt. Zwischen die Einzel-
Vorträge werden Chöre eingestreut, bei denen oft 100 Harfen zusammen er-
klingen.
Nach Nordlandfahrten.
76. Die schottischen Hochlande.
Schottland besteht zum größeren Teile ans Gebirgsland, welches vor-
herrschend die Form der Hochebene zeigt. Vom Clyde-Bnsen im Westen bis
über den unteren Tay im Osten hinaus zieht sich eine weitgedehnte Strecke
Tieflandes, welche das schottische Niederland genannt wird und das Hochland
in ein nördliches und südliches zerlegt. Durch den caledonischen Kanal wird
das nördliche Hochland wieder in einen kleineren nördlichen und größeren süd-
lichen Teil getrennt. Die Lowlands (schottischen Niederlande) nnd Highlands
(schottischen Hochlande) bilden nicht nur ihrer Natur, sondern auch ihren Be-
wohnern nach Gegensätze; denn während die ersteren von Völkern germanischer
Abkunft besiedelt find, haben in den schottischen Bergen und Hochlanden Reste
der einst fo verbreiteten keltischen Rasse ein Unterkommen gefunden.
Man rühmt die wilden Schönheiten der schottischen Hochlande. Doch sind
sie kein Alpenlaiid, und ihre Gipfel bleiben weit gegen die des großen euro-
päifcheu Hochgebirges zurück. Unter den deutschen Gebirgen dürften Schwarz-
wald und Böhmerwald hinsichtlich der Höhe und der Bergformen den schottischen
Gebirgen am meisten entsprechen. Durchgängig fehlt es den letzteren an
schroffen Gipfeln und langgedehnten Felswänden, an Schneebergen nnd
Gletschern. Sie zeigen vielmehr eine gewisse Einförmigkeit, sodaß sich nur
selten ein großartiges Gebirgsbild entfaltet. Nur im Westen macht fich eine
größere Mannigfaltigkeit bemerklich; namentlich überrascht die Insel Skye durch
die wahrhaft alpinen Formen ihrer Gipfel, die trotz ihrer geringen Höhe fast
unersteigbar sind. Die Hochlande nördlich nnd südlich der Tieflandsoase
(zwischen den Busen Förth und Clyde) tragen den gleichen Charakter und
find im Westen durchweg höher als im Osten. Während aber der Osten der
Hochlande grüne Wiesen und dunkle Wälder hat, über denen fich braune Matten
erheben, zeigt der Westen ganz andere Landschaftsbilder. Hier läßt das Un-
gestüm des Sturmes den Baumwuchs nicht auskommen; nur Birken gewahrt
man hie und da. Die Wiesen der Thalsohle fehlen; dunkle Heide überkleidet
alles. Dazwischen zeigt sich nicht selten eine sumpfige, schilfige Stelle oder ein
Spiegel bräunlichen Wassers.
Der Reiz einer schottischen Landschaft ist ganz davon abhängig, ob sich
ein klarer oder bedeckter Himmel über derselben ausspannt. Die Heide der
Berge, welche im Sonnenscheine goldig erglänzt, verliert ihren glänzenden
Umschau in Heimat und Fremde. II. 24