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mehr erleben werde, sich vieles, namentlich für die verwundeten Krieger,
günstiger gestalten werde.“
Ihre ganz besondere Fürsorge widmete die Kaiserin dem auf ihre
Anregung gegründeten Augusta-Hospitale in Berlin und dem mit ihm
verbundenen Asyle für Krankenpflegerinnen. Bei ihren häufigen Be—
suchen des Hospitals ging sie zu den Kranken in die Zellen, bezeigte ihnen
ihre Teilnahme und sorgte für ihre Bedürfnisse. Sie ließ das Kranken—
haus mit freundlichen Anlagen umgeben, damit der Genesende, der neue
Lebenshoffnung schöpft, sich an dem Leben in der Natur, an dem An⸗
blicke des frischen Grüns und der Blumen erfreue und labe. Sie
wohnte auch, so oft es ihr möglich war, dem sonntäglichen Gottesdienste
in dem Augusta-Hospitale bei und ließ eine Kapelle daselbst erbauen.
Aus der eigenen Anregung der Kaiserin ging das 1872 begründete
Kaiserin Augusta-Stift“ in Charlottenburg hervor, in dem Töchter der
im Kriege gefallenen Offiziere bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahre
eine gute, ihrem Stande angemessene Erziehung erhalten. Das sehr
einfache, einstöckige Haus, das die Kaiserin zu diesem Zwecke errichten
ließ, ist durch das rote Kreuz am weißen Giebelfelde bezeichnet. über
der Thür ist als Inschrift der Lieblingsspruch der Kaiserin zu lesen:
„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet!“
Daß aber die heimgegangene Kaiserin auch für die Geringsten
und Verkommensten des Volkes ein erbarmendes Herz hatte, beweist
die fürsorgende Teilnahme, die sie der Erziehung verwahrloster Kinder
widmete.
Ihre Samariterthätigkeit blieb stets die gleiche, so sehr sich auch
das äußere Leben der Kaiserin veränderte. Im Frühjahre 1888 stand
die trauernde kaiserliche Witwe am Sarge ihres Gemahles, dessen
kernige Gesundheit nach einem langen und gesegneten, thatenreichen
Leben den Beschwerden des Alters erlegen war, und im Sommer des-
selben Jahres fielen die Thränen der Kaiserin-Mutter in die Gruft
ihres einzigen Sohnes, der, einst der Stolz und die Hoffnung Deutsch—
lands, von einer langsam an seinem Lebensmarke zehrenden, schmerz
vollen Krankheit dahingerafft wurde. Aber bis zum letzten Atemzuge
hat Kaiserin Augusta nicht aufgehört, ihre Kräfte im Dienste der barm—
herzigen Nächstenliebe zu verwenden.
Am 7. Januar 1890 hat sie ihr müdes Haupt zur Ruhe nieder—
gelegt. Wie Kaiser Wilhelm L. an dessen Seite sie im stillen Charlotten—
burger Mausoleum ruht, wird auch sie unvergessen bleiben. In Berlin
ist ihr ein Denkmal auf dem Platze am Opernhause errichtet worden.