Full text: Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde (Teil 3)

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und viel fruchtbarer als jener. Sein schönster Teil ist das Wiesenttal, 
das in seinen zerklüfteten Felsbildungen an die Alpen erinnert und 
die Fränkische Schweiz genannt wird. Bei Solnhofen wird 
ein wertvoller Kalkstein gewonnen, der sich in schiefrigen Platten ab- 
sondert; die besten benutzt man zum Steindruck. 
a) Entstehung. Das Juragebirge verdankt seine Entstehung dem 
Meer, das vor Millionen von Jahren dieses Gebiet bedeckte. Eine 
eigenartige Tierwelt belebte damals die Erde. Es gab geflügelte Rep- 
tilien, die in der Luft lebten, und Vögel mit Zähnen, ferner zahl- 
reiche Muscheln, Schnecken, Krebse, Korallen uud andere Lebewesen. 
Recht üppig war die Pflanzenwelt. Ihre charakteristischen Vertreter 
waren Farne, Schachtelhalme, Laub- und Nadelhölzer. 
Die abgestorbenen Tiere und Pflanzen wurden in die Meere 
hinabgeschwemmt und in dem Schlamm eingebettet. Im Laufe der 
Zeit häufte sich so Schicht auf Schicht. Durch den gewaltigen Druck, 
den die unteren Schichten auszuhalten hatten, verwandelten sich die 
Erdmassen in feste Gesteine. Die in ihnen ruhenden Tiere versteinerten, 
und die darin begrabenen Pflanzen hinterließen Abdrücke. Später 
trat das Meer zurück, und die von ihm aufgebauten Schichten traten 
als das Juragebirge zutage. In seinen Kalksteinplatten findet man 
zahlreiche Abdrücke und Versteinerungen dieser vorgeschichtlichen Tiere 
und Pflanzen. 
/b) Höhlen. Wie in allen Kalkgebirgen, so gibt es auch im 
Schwäbisch-Fränkischen Jura zahlreiche Höhlen. Man kennt deren mehr 
als 70. Die meisten von ihnen sind mit schönen Tropfsteinbildungen 
geschmückt. Die Tropfsteine bestehen aus kohlensaurem Kalk, den das 
kalkhaltige Wasser in den Höhlen abgesetzt hat. Die von der Decke abwärts 
wachsenden Gebilde heißen Stalaktiten, die vom Boden aufwärts 
strebenden Stalagmiten. 
In vielen dieser Höhlen findet man Knochen von Tieren, die vor 
der Eiszeit in unserem Vaterlande lebten (Höhlenbär, Nashorn, Mam- 
mm). Auch Feuersteinwerkzeuge, Waffen und Geschirrscherben kommen 
darin vor. Man schließt daraus, daß diese Höhlen den damals lebenden 
Menschen zur Wohnung dienten. 
Die Hohlräume setzen sich zuweilen auf große Entfernungen hin 
fort. Darauf beruht auch der unterirdische Abfluß der Donau, der bei 
Tuttlingen wahrzunehmen ist. Dort verschwindet bei trockener Zeit ein 
Teil des Donauwassers in der Tiefe und nimmt seinen Lauf unter- 
irdisch dem Bodensee zu. In seiner Nähe, bei dem Städtchen Aach, 
steigt das Wasser wieder in die Höhe und bildet einen See, dessen 
Abfluß in den Bodensee mündet. 
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