Full text: Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen

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II. Die Unterwerfung der Sachsen durch die Karolinger. 
eigenmächtiger wurden, nach Selbständigkeit und Unabhängigkeit 
strebten, als sie die Krongüter zu ihrem Eigentum machten und 
durch Abgabe kleiner Besitzstücke an Lehnsleute sich eine Gefolgschaft 
im Kriege sicherten, da wurden die Bischöfe von den Landesherren 
besonders begünstigt. Namentlich Otto I. vertraute ihnen gem. Sie 
waren ihm gefügiger als die Grafen. Bei ihnen war die Erblichkeit 
und die Entartung des Lehnswesens ausgeschlossen; denn der Tod 
des Bischofs machte dem Lehen ein Ende. Er verlieh ihnen daher 
hohe Verwaltungsämter mit großen Rechten und warb mit reichen 
Gütern um ihre Treue. Die Bischöfe traten denn auch später 
gleichberechtigt in die Reihen der sächsischen Grafen ein. Auch 
besondere Begebenheiten waren die Veranlassung zu großen kirch¬ 
lichen Stiftungen, durch die die Kirche zu bedeutender Machtfülle 
heranwuchs. Der Untergang der Welt, der im Jahre 1000 statt¬ 
finden sollte, ließ viele ihre Güter der Kirche vermachen, ebenso die 
furchtbaren Seuchen, wie die Pest, die verheerend das Land durch¬ 
zogen. Darüber heißt es in einer Chronik: Nemandt vermodede1) 
siek den negeten2) volgenden Dag aftolewen. Derhalven lapen de 
Lüde Nachtes un wurpen Geldt, Sülver und Gold aver de Muren 
op den Kerkhof, in Hopenilige,3) dat se durch Verbede der 
Moneken4) uth dem Vegefüre möchten gefeiet werden. 
Meinwerk, Bischof von Paderborn am Anfange des 11. Jahr¬ 
hunderts (S. 60), erklärte vor seinem Ende, daß er während seiner 
28 jährigen Regierung durch geschenkte Erbhöfe und sonstige Er¬ 
werbungen die bischöflichen Güter hundertfach vermehrt habe. 
Unter den Bistümern Westfalens nahmen auch später Münster, 
Paderborn und Minden den ersten Rang ein. 
Münster erhielt seinen großen Besitz hauptsächlich durch_ das 
sächsische Herzogsgeschlecht der Ludolsinger (S. 59), das in seinem 
Gebiet sehr begütert war und der Kirche besonders viele Schen¬ 
kungen machte. Am Ende des 12. Jahrhunderts hatte das Bistum 
durch Klostergründungen, Lehnsgüter und eigene Erwerbungen einen 
bedeutenden, abgerundeten Besitz. Im 13. Jahrhundert bestanden 
oft Fehden mit den Erzbischöfen von Eölu. Seit Beginn des 
14. Jahrhunderts waren Münster und Cöln meist verbündet. 
Paderborn erhielt unter Bischof Meinwerk durch Kaiser 
Heinrich II. fast das ganze Land der Engern, ein Gebiet, das sich 
vom Teutoburger Walde bis zur Weser und Diemel erstreckte. 
Den Paderborner Bischöfen wurde ihr Besitz hauptsächlich durch die 
Cölner Erzbischöfe streitig gemacht. Unaufhörliche Fehden, die sich 
bis zum 14. Jahrhundert hinzogen, waren die Folge. 
Minden erhielt durch Otto I. die ersten Hoheitsrechte. Be¬ 
sonders reich mit Schenkungen wurde das Bistum ■ durch Kaiser 
Konrad II. bedacht, der häufig in Minden weilte und hier auch 
i) vermutete. z) nächsten. 3) in der Hoffnung. *) Abgabe des Geldes.
	        
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