Full text: Theorie und Praxis der Heimatkunde

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Im Schlosse war früher das Gerichtsamt. Alle Orte der Graf¬ 
schaft Hartenstein standen unter ihm. Von diesem Gerichtsamte wurde 
im Jahre 1583 eine Frau aus Lößnitz als Hexe verurteilt und mußte 
den Flammentod erleiden. Eine Zeitlang machte dem Gerichte auch der 
berüchtigte Kirchenräuber und Mörder Nikol List aus Beutha viel zu 
schaffen. 
Im vorigen Jahrhunderte wurden größere bauliche Veränderungen 
am Schlosse vorgenommen, besonders unter dem Fürsten Alfred. Das 
ganze Bauwerk gewährt aber immer noch in seiner hohen, überaus 
romantischen Lage fast nach allen Seiten hin einen herrlichen Anblick. 
An die ehemalige Festung erinnern noch die Umfassungsmauern mit den 
Schießscharten, sowie die in das Schloß führenden, zwingerartig gebauten 
Vortore mit ihren Fallgittern, die den Zweck hatten, etwaige Feinde ab¬ 
zuhalten. 
Beim Eintritte in das Innere des Schloffes fallen uns in einem 
dunklen Vorraume eiserne Rüstungen in die Augen. Sie erinnern uns 
an die Zeit des Mittelalters, wo die Ritter also bewaffnet und ge¬ 
panzert zu den Kampfspielen oder Turnieren auszogen. Ein weiterer 
Gang durch die Schloßräume führt uns in den Ahnensaal. Hier sehen 
wir die stolzen Bilder der Schloßherren und Edeldamen, bewundern 
einen reichverzierten Kamin aus dem Jahre 1551 und ein in massives 
Gold gefaßtes Kristallgefäß. Besteigen wir endlich noch den Schlo߬ 
turm, so wird unsere Mühe durch eine herrliche Rundsicht belohnt. 
Unser Auge überblickt das reizend gelegene Städtchen Hartenstein mit den 
umliegenden Ortschaften Thierfeld, Zschocken, Langenbach und Wildbach. 
Vom Tale der Mulde herauf grüßt das Schloß Stein. Im Walde 
unterhalb der Wildbacher Kirche, gegenüber der Prinzenhöhle aber liegen 
die Überreste eines längst verfallenen Schloffes, der Isenburg. 
Nachdem wir uns noch am Anblicke des nahen Waldes erquickt 
haben, durch dessen dunkle Tannen das helle Grün der Buchen erglänzt, 
verlassen wir das Schloß, eingedenk der Worte unserer heimischen Dichterin 
Grete Bald auf: 
„Mein Erzgebirg' mit seinen grünen Triften, 
O kommt und seht's! Es wird euch reichlich lohnen! 
Es ist und bleibt mit seinen Felsenklüften, 
Darauf verwitterte Ruinen thronen, 
Mit Sang und Klang und seinen Tälern, Schlüften, 
Darin zufried'ne, gute Menschen wohnen, 
Mit seinem Frohsinn, seiner Heid' und Halde 
Ein Stück vom alten, deutschen Märchenwalde." 
K r ö d e l, Hartenstein.
	        
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