Full text: Die deutschen Kolonieen

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Klima. Der südliche Wendekreis durchschneidet Deutsch-Südwest- 
nfrifn wenig südlich von seiner Mitte. Die Nähe des Meeres wirkt 
um so mehr abkühlend, als die ans der antarktischen Region kommende 
Benguela (bengwela)-Strömung an der Küste entlang nach Norden 
zieht, Der Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperatur ist ein 
sehr bedeutender. Erstere steigt bis zu 45 0 C., letztere macht das 
Thermometer unter deu Gefrierpunkt sinken. — Jene Polarströmung 
ist auch für die Niederschlagsverhältnisse der Kolonie von Wichtigkeit. 
Die von den vorherrschenden Südwestwinden herbeigeführten Dünste 
verdichten sich nämlich infolge der über jener bewirkten Abkühlung 
und fallen schon dort als Regen herab. Die bereits ihres Feuchtigkeits- 
gehalts beraubten Luftströmungen streichen dann über die heiße 
Küstenebene hiuweg, ohne derselben Regen bringen zu können. Die 
hohen Gebirge des Innern gewähren jedoch die Möglichkeit einer 
Abkühlung der Luftströmungen, und dort fällt wieder Regen, freilich 
nur in geringer Menge. Derselbe ist in den nördlicheren Gegenden 
am reichlichsten. Er rauscht unter heftigen Gewittern herab. Dann 
füllen sich die vertrockneten Flußläufe, ja, sie vermögen oft die Massen 
nicht zu fassen, so daß die Flüsse abkommen und das Land über-' 
schwemmen. Aber in der trockenen Jahreszeit lösen sich fast alle 
Flüsse in eine Reihe von Tümpeln ans, oder das Bett liegt ganz 
trocken da, wenngleich durch Graben in demselben noch Wasser zu 
erlangen ist. Jene gewitterreiche Regenzeit folgt dem Höchststande 
der Sonne. Der Termin des letzteren ist für die südliche gemäßigte 
Zone unsere Wintersonnenwende, und kurz vorher uud nachher durch- 
schreitet die Sonne den Zenith in dem benachbarten Gürtel der 
Tropen. — Fast in allen Orten Dentsch-Südwestasrikas ist das Klima 
ein gesundes; auch Deutsche vermögen sich dort ohne Schaden für 
ihre Gesundheit dauernd aufzuhalten. 
Pflanzen- und Tierwelt, Erzeugnisse. Das Küstengebiet hat ein 
wüstenähnliches Aussehen. Fast aller Pflanzenwuchs fehlt. Nur hin 
nnd wieder verraten einige kniehohe Sträucher das Vorhandensein von 
Grundwasser. In einer Entfernung von etwa 100 km von der 
Küste, beim Eintritt in das Gebiet der Sommerregen, ändert sich 
jedoch das Landschastsbild zum Besseren. Dasselbe stellt im Süden 
weite, mit Büschelu vou hartem, laugem Gras bewachsene Steppen 
dar. Im mittleren Teil sind dieselben mit Streisen von manns- 
hohem, undurchdringlichem Gebüsch durchsetzt. Au der Nordgrenze 
geht die Steppe iu Tropeuwald uud anbaufähiges Land über. Unter 
den Nutzpflanzen sind mehrere Akazienarten zn nennen, deren Harz- 
ausschwitzungen Klebgunimi liefern. Die ausgedehnten Gras- nnd 
Buschsteppen bieten die Vorbediuguugeu zum lohnenden Betrieb der 
Weidewirtschaft und Straußenzucht. Dem Wassermangel läßt sich
	        
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