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14. Eine „Herberge der Gerechtigkeit" 
in der Pfalz. 
läuzeude, waffenstolze Zeiten waren es, als die Burgen, deren 
bemooste Trümmer wir hier und dort an waldigen Berges- 
höhen ragen sehen, noch mit Mauern, Zinnen und Türmen 
trutzig in das Land schauten. Waffen und Rüstungen schmückten die 
Wände der Hallen, in den Ställen stampften edle Rosse streitmutig den 
Boden. Von der Turmzinne spähte der Wächter hinaus in die Ferne, 
um zu erkennen, wer in feindlicher oder in freundlicher Absicht der 
Burg nahte. Gastlich öffnete sich das Burgthor dem Verfolgten und 
Hilfesuchenden, willkommen war der Sänger, der die Kunde von fernen 
Landen brachte und in Heldengesängen die Thaten der Vorfahren pries. 
Nahte aber das Fähnlein eines Ritters, mit dem der Burgherr in 
Fehde lebte, dann rasselte die schwere Zugbrücke in die Höhe und die 
Mauernzinnen füllten sich mit Bewaffneten. Wenn es galt, sein gutes 
Recht mit dem Schwerte zu verteidigen, dann war die Burg des Burg- 
Herrn letzter Trutz und Trost. Solcher Art war auch einst die Burg 
Landstuhl, die wir auf dem Hügel über Kaiserslautern ragen sehen, 
und der Burgherr stammte aus einem alten ritterbürtigen Geschlechte, 
das seit lange da oben hauste und in hohem Ansehen stand bei hoch 
und gering, weit und breit. 
Aber die Zeit ward eine andere. Viele Ritter überhoben sich 
über Ihresgleichen, und vergeudeten ihre Kraft in nutzlosen Einzeln- 
sehden. Über die Ritter erhoben sich die Landesfürsten, welche ihre 
Hausmacht erweitert hatten und sogar der kaiserlichen Macht Schranken 
zu setzen suchten. In den betriebsamen Städten aber wuchs ein wohl- 
habender Bürgerstand heran, welcher den Handel mit entfernten Plätzen 
der Welt unterhielt. Auch war es die ritterliche Waffe nicht mehr 
allein, mit welcher die Kämpfe ansgefochten wurden. Seitdem jenes 
Mönchlein aus Freiburg im Breisgau die ihm von vielen beneidete 
Erfindung des Pulvers gemacht hatte und dieses eine immer weitere 
Anwendung für die Feuerwaffe faud, zog auch der Fußkämpfer mit 
Arkebuse oder Haudrohr neben dem geharnischten Ritter ins Feld. 
Dadurch verlor das Rittertum an Bedeutung und sittlichem Werte.
	        
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