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Gar oft weilte Herzog Wilhelm hier und hielt in den nahen Harz¬
wäldern Jagden ab. Manchmal war dann der alte Kaiser sein Gast.
Jetzt wohnt zur Herbstzeit auch unser Regent hier und ladet Fürsten und
vornehme Herren ein. Auch der Kaiser Wilhelm II. ist schon bei ihm
zu Besuch gewesen.
15. Die Teuselsmauer.
Nahe bei Blankenburg beginnt ein felsiger Höhenzug, welcher erst
an der Bode endigt. Er besteht aus zersägten, ausgezackten Klippen,
die mit Sträuchern und Kräutern reich bewachsen sind. Das ist die
Teufelsmauer. Oben läuft ein Steig auf der ganzen Felsenreihe hin,
von dem aus hübsche Ausblicke sich darbieten, hier auf die Harzberge,
dort auf die Ebene. Einmal wollte der Teufel, so erzählt die Sage,
die Welt mit dem lieben Gott teilen und sagte, dieser solle den Harz
bekommen, er aber wolle das Flachland nehmen. Um aber die Grenze
besser kenntlich zu machen, wolle er eine Mauer dahin bauen. Damit
war denn auch der Herr zufrieden, sagte aber, vor dem Hahnenschrei
müsse alles fertig sein. Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es
gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein Stein. Als er den eben
herbeitrug, um ihm einzusetzen, krähte der Hahn. Nun warf der
Teufel ärgerlich die Quadern umher, wie sie noch liegen, und so ist
die Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben.
Nach Kuhn und Schwartz, Norddeutsche Sagen.
16. Waldarbeiter im Harz.
Früh am Montag Morgen ziehen Scharen von Waldarbeitern
durch die Straßen ihres Heimatdorfes. Sie haben den Sonntag bei
ihrer Familie zugebracht und wollen nun die Arbeit wieder aufnehmen.
Bekleidet sind sie mit einem vielfach gestickten, aber frisch gewaschenen
Kittel aus ungebleichtem Drell; auf der Schulter tragen sie scharfe
Äxte und auf den Rücken die große Waldsäge. An ihrer Seite hängt
der aus einem Kalbfell kunstlos gefertigte Ranzen, in dem sie außer
Pulver und Eisenkeil Lebensmittel auf eine ganze Woche mit sich führen.
So schwer bepackt wandert der Waldarbeiter mehrere Stunden weit
fort, bis er seine Arbeitsstätte erreicht.
Auf solcher Hauung herrscht an den Wochentagen ein reges Leben
und Treiben. Schon von weitem hört der Wanderer die dröhnend auf