IV. Afrika.
1. Marraksch*.
(Ein Besuch in die Mission.)
Monika hatte mit den englischen Missionarinnen verabredet, den Don¬
nerstagsmarkt — Sok el-Chmis —- zu besuchen. Frühmorgens hielt sie
mit ihrem Pferde vor der Pforte des zierlichen Häuschens in der Mitte
der Medina, wo die beiden Mädchen ihr stilles, tätiges, segenbringendes
Leben führten. Es war immer mit frohen, warmen Gefühlen, daß Monika
das kleine Haus betrat, das schmucke maurische Bauwerk mit seinen
gemalten Holzdecken, mit seinen Türen aus Zedernholz, seinen Email¬
fußböden, seinen wunderlichen Gängen und Winkeln. Mädchenhände
hatten das traulichste Heim daraus zu schaffen gewußt. Die beiden
Duibia lebten allein, ohne männlichen Schutz, selbst ohne irgendwelche
Bedienung. Da sie maurische Frauen medizinisch behandelten, und
da sie maurische Waisenmädchen bei sich aufnahmen und erzogen,
gebot es die Bücksicht auf das leicht erschütterte Vertrauen dieses Volkes,
nie einen Mann über die Schwelle des Hauses zu lassen. Selbst die Be¬
suche der befreundeten Missionare aus dem nahen Mutterhause wurden
nur auf der Straße vor der Haustür entgegengenommen. Nie kam
Monika, nie ging sie von dannen, ohne aus dem Leben dieser Frauen
gute und große Eindrücke mit fortzunehmen. Die reine, keusche Ord¬
nung des Hauses, die stramme, mutige Tätigkeit der beiden Mädchen
erfüllte sie mit Bewunderung. Während die eine den wahrscheinlich
nicht geringen Pflichten dieses tadellosen Haushaltes oblag, während
sie Brot buk, Butter knetete oder heiter und freundlich die niedrigsten
Arbeiten einer Magd tat, unterrichtete die andere ihre kleinen Schütz¬
linge im Nähen, im arabischen Lesen und Schreiben. Es war natürlich.
* Auer, Gr , Marraksch. Deutsche Dichtergedächtnis-Stiftung in Hamburg.
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