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§. 9. Die Ägypter. 65 
Priestern geleitet wurde. Fanden sich gegründete Anklagen wider 
seinen sittlich religiösen Wandel, insbesondere wider sein Verhalten 
gegen die Priester und ihre Anordnungen, so wurde sein Leichnam 
der Bestattung unwerth erklärt und der Verwesung ausge¬ 
setzt, so daß nun die Seele, nach der Lehre der Priester, die 
traurige Wanderung durch die Leiber aller Thtere hin¬ 
durch antreten mußte und erst nach 3Ü00jähriger Läuterung wieder 
in einen Menschenleib zurückkehren durfte. Dieß nennt man See¬ 
lenwanderung oder Metempsychose. — Wurde dagegen der 
Leichnam der Bestattung werth erklärt, so wurde er einbalsamirt 
und in den oben beschriebenen Todtenkammern beigesetzt. Die im 
Todtenreich angelangte Seele hat ein ähnliches Gericht vor dem 
Osiris zu bestehen, dem als Todtenbestatter Anubis ( — Hermes) 
beigegeben ist. 
Zur Einbalsamtrung wurde bei Vornehmen ein Gemisch von As¬ 
phalt (persisch: Mum) und balsamischem Harze, bei Ärmeren bloß Asphalt 
oder auch nur Natrum genommen. Mumien der letztern Art erhielten sich aber 
nicht so gut. Alle sind künstlich in 15—20, mit Hieroglyphen bemalte Binden 
gewickelt. Die Särge hatten einen GypSüberzug, der ebenfalls mit Hierogly¬ 
phen bemalt war. — Auch den heiligen Thieren wurde die Ehre der Etnbalsa- 
mirung zu Theil und noch finden sich viele Thicrmumten vor. 
Die Quellen der altern Geschichte Ägyptens bestehen theils 
in den Nachrichten, die uns die Griechen (und zwar Herodot, 
der im 6. Jahrhundert, und Diodor, der im 1. Jahrhundert 
v. Chr. lebte) aus ägyptischen Berichten geben; sodann in Bruch¬ 
stücken eines spätern ägyptischen Geschichtswerks, das der Oberprie¬ 
ster Manetho von Heliopolis, auf Befehl des Königs Ptole- 
mäus Philadelphus im 3. Jahrhundert v. Chr. aus Tempelverzeich¬ 
nissen zusammengestellt hat; endlich in dem, was uns bis jetzt die 
Entzifferung der Hieroglyphen lehrte, durch welche wenigstens 
ein Theil der Angaben Manetho's bestätigt wurde. Da indeß 
alle diese Quellen sehr unsicher und oft einander widersprechend 
sind, so läßt sich wenig Festes für die frühere Geschichte Ägyptens 
aufstellen. 
Übereinstimmend führen alle diese Quellen den Men es als 
ersten König über Ägypten auf, —offenbar eine mythische Per¬ 
son, welche an den indischen Manu erinnert. Von ihm an sollen 
Dittmar, Weltgeschichte. 5
	        
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