Otto’« Entsagung. Karl's IV. landesväterliche Fürsorge. 37
fahren zu lassen. Mit einem zahlreichen Heere eilte er in die Marken, zwei
Monate lang wütheten seine Schaaren mit Mord und Brand in dem schwer
heimgesuchten Lande. Zwar vertheidigten sich die Mörser so tapfer, daß er
unverrichteter Sache wieder abziehen mußte, aber nachdem er durch Unter»
Handlungen mehrere Fürsten von dem Bunde mit Otto getrennt, sich selbst aber
mit fast allen benachbarten Fürsten verbündet hatte, überzog er die Marken
von Neuem mit Krieg. Otto suchte hinter den Mauern von Frankfurt Schutz,
aber bald sank ihm der schwache Muth und als Flehender begab er sich in das
kaiserliche Lager, um nur nicht Alles zu verlieren. Dem Kaiser konnte es
nicht schwer werden, den unwürdigen Fürsten zur Berzichtleistuug auf seine
Regierung zu bestimmen, wenn er ihm nur die Mittel darbot, feine wüßten
Schwelgereien fortzusetzen. Mit einem Zahrgelde von 3000 Schock Prager
Groschen ließ sich Otto die für ihn freilich sehr drückende Last der Regierung
abkaufen und trat dem König Wenzel von Böhmen die Herrschaft
in deu Marken feierlich ab (1373). Er lebte seitdem in niedriger Lust
auf einem Schlosse Wolstein bei Landshut, wo er im Alter von zweiuuddreißig
Jahren starb.
So endete nach fünfzigjähriger Dauer die Gewalt des baierschen Hauses
in den Marken. Dieselbe hatte keinen Segen über das Land gebracht^ Die
Grenzen Brandenburgs waren verringert, die Einkünfte zersplittert, Sicher¬
heit und Ordnung tief erschüttert. Und doch sollten nach einem kurzen «L-on-
uenblicke noch dunklere Tage über das Land kommen, bis nach einer letzten
und schweren Prüfung die gewaltige und glückliche Hand der Hohenzollern die
Erfüllung der glorreichen vaterländischen Geschichte herbeizuführen begann.
6. Die luxemburgischen Markgrafen. (1373—1415.)
Karl s IV. landesväterliche Fürsorge. Karl IV. (1373 —1378)
hatte auf dem Wege arglistiger Schlauheit die Marken, die Lausitz und eben
so Schlesien für sein Haus gewonnen. Wenn wir ihm für diese Art der Er¬
werbung unsere Achtung nimmer zollen können, so werden wir dagegen mit
Anerkennung erfüllt, sobald wir den Blick auf die Art seiner Regierung in
den neu erworbenen Ländern werfen. Da tritt uns sein ernstes Bestreben
entgegen, sich in jeder Beziehung als ein Wohlthäter uud Later seiner
Unterthanen zu bewähren.
Karl ist an Schärfe und Feinheit des Geistes, an vielseitiger Bildung
und an klarer Beurtheilung der ihn umgebenden Verhältnisse den größten
Fürsten gleichzustellen. Er war in den alten und neuen Sprachen bewandert
und geübt, uud ein Freund der Wissenschaften und Künste. Sein Streben,
wiewohl vor Allem ans den eigenen Vortheil und die Vergrößerung seines
Hauses gerichtet, entbehrte jedoch nicht einer gewissen Großartigkeit; denn es
trieb ihn der bedeutende Gedanke, das deutsche Wahlreich durch Verhaud-
lungen und Verträge in ein ungetheiltes, erbliches deutsches Königreich um¬
zuschauen, und schon hatte er zur Verwirklichung dieses Planes einen glück¬
lichen Anfang gemacht. Aber die Länder, welche et in solcher Absicht vereinigt,
wollte er nicht nur beherrschen, sondern zugleich beglücken, und in der That
gelang es ihm, überall, wo er als Landesherr auftrat, Ordnung uud Wohlfahrt