Geschichte der Griechen. 287
rmd wenn nicht die ganze Nation ein edleres
Vergnügen daran gefunden hatte. Ihre Bau¬
kunst gab jedem Gebäude nicht nur überhaupt
Ebenmaaß, Zierlichkeit und schickliche Einrich¬
tung zu seinem Gebrauche, sondern auch dem
einen Majestät und erhabenes Ansehen , dem an¬
dern mehr Glanz und Annehmlichkeit, noch ei¬
nem dritten Bequemlichkeiten, welche die Vor¬
übergehenden zu sich cinladeten. Marmor von
einer blendenden Weiße war gleichsam das feyer-
lichste Kleid dieser Kunst. Sie erfand verschie¬
dene reizende Säulen, gleichsam als so viele
künstliche Baume, und setzte aus denselben die
prächtigsten Saulengänge zusammen. — Der
griechische Bildhauer brachte in einen Klumpen
Stein, oder Marmor, Erz und Elfenbein, durch
seine Kunst Leben und Gemütsbewegungen. Es
war ihm nicht genug, an einer Bildsäule die auff
serliche Gestalt eines Helden und tugendhaften
Menschen zu zeigen, sondern noch mehr die Größe
seines Geistes , und, so zu reden, seine sichtbar
gemachte Seele. Phidias insonderheit, der grö߬
te Mann in dieser Kunst, und auch in verschiedenen
andern, von dem man jedes treffliche Kunstwerk
ein Bild des Phidias nannte, dieser Zeitgenosse
des Sokrates, bildete nur Götter, und das
mit einer solchen Hoheit der Vorstellung, daß
man glaubte, si"e würden dadurch noch verch-
rungswürdiger. Mit der Bildhauerkunst stan¬
den auch andere Künste in Verbindung, beson¬
ders diejenige, welche das Eraden und Schnei-