Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

138 
Die Perser. 
Der griechische Beherrscher von Milet, Histiäus, hatte für den Dienst, 
den er während des scythischen Feldzuges dem Darius durch Erhaltung 
der Donaubrücke geleistet, die Erlaubniß zu einer Niederlassung am 
Strymon erhalten, wo er Bergwerke ausbeutete. Das erregte den 
Neid anderer Griechen, die bei Darius Mißtrauen gegen ihn weckten. 
Dieser zog ihn an den Hof nach Susa, unr ihn dem Namen nach als 
Nalhgeber, in der That als Gefangenen, bei sich zu behalten. Histiäus, 
dem der Zwang mißfiel, hoffte, wenn an der Küste ein Aufstand aus¬ 
breche, zu dessen Dämpfung dorthin gesandt zu werden. Nun war sein 
Schwiegersohn Aristagoras, der in Milet an seine Stelle getreten, mit 
dem Satrapen zu Sardes, des Königs Bruder Artaphernes, in Händel 
gerathen. Er hatte bei einem Bürgerkriege der Bewohner von Naros 
einen persischen Angriff auf die Insel veranlaßt, sollte aber, da der mit 
ihn: uneinige persische Befehlshaber die Sache den Nariern verrathen 
und so das Mißlingen des Unternehmens bewirkt hatte, die Kriegs¬ 
kosten zahlen. In der Unzufriedenheit, in die ihn dies versetzt hatte, 
traf ihn eine Aufforderung des Histiäus zur Empörung. Er reizte die 
erregbaren Griechen, machte Aussicht auf Herstellung der Unabhängigkeit, 
verjagte aus vielen Städten die von den Persern eingesetzten oder ge¬ 
haltenen Gewalthaber und bewirkte einen Aufstand, der sich bis an den 
Bosporus und nach Karien und Lpcien hinein erstreckte, ja die Insel 
Cypern ergriff. Bei den Lacedämoniern, auf die sich wegen ihres Vor¬ 
ranges in Griechenland auch diesmal die Blicke richteten, fand er keine 
Hülfe. Dagegen sandten Athen und Eretria eine Unterstützung, jedoch 
eine schwache, die den Perserkönig reizte, ohne den empörten Griechen, 
die auch eines einmüthigen Handelns entbehrten, zu helfen. Zwar drang 
man bis Sardes vor, das in Flammen aufging, aber die Perser wurden 
der Empörung um so eher Meister, als das an der Küste lang hinge¬ 
streckte Gebiet der Griechen die Vertheidigung erschwerte und zu einem 
Zurückziehen in die einzelnen Städte nöthigte. Aristagoras floh nach 
den Besitzungen des Histiäus am Strymon, wo er später von den Ein¬ 
geborenen erschlagen wurde/ Noch beruhte eine Hoffnung auf der 
Flotte, aber Uneinigkeit der den verschiedenen Städten angehörigen Ab- 
theitungen, von den Persern gehörig benutzt, verringerte sie und die 
Zurückgebliebenen wurden durch eine phönicische Flotte vor Milet bei 
der kleinen Insel Lade geschlagen. Milet erlitt ein schreckliches Schicksal. 
Es wurde erstürmt und seine Bewohner theils durch das Schwert ge- 
tödtet, theils zu Sklaven gemacht, theils in das Innere des Reiches 
an die Mündung des Tigris verpflanzt und die Stadt durch Ansiedler 
aus der Nachbarschaft neu bevölkert. Histiäus, der Urheber der Em¬ 
pörung, der noch eine Zeit lang einen Freibeuterkrieg führte, fiel in 
Artaphernes Hände und dieser ließ ihn umbringen und sandte seinen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.