2. Wahl d. Lebensart. Nähere Vorbereit. rc. 71? 
um solche Personen, deren einziger Nahrungsquell eine 
Besoldung ist, und die ohne dieselbe nicht im Stande 
sind, sich selbst zu versorgen; ihre Abhängigkeit ist um 
desto größer, je mehr sie darin der Willkühr Eines oder 
Einiger überlassen sind, welches in Privatdienstcn mehr, 
als in öffentlichen, der Fall zu seyn pflegt. Aber auch 
in öffentlichen Bedienungen sichert zuweilen weder Um 
schuld noch Berufung auf feierliche Kontrakte gegen Kar 
bale und Verlaumdungen *). Am mißlichsten ist die 
Lage derer, welche ohne Beruf und Amt, bloß im Verr 
trauen auf Güter, die ihnen Glück oder Geburt zuger 
theilt hat, leben, und welche eben deswegen versaur 
men, sich durch Ausbildung ihrer Fähigkeiten undKräfr 
1e zur Erwerbung ihres Unterhalts geschickt zu machen. 
Diese hängen gar nicht von sich selbst ab, sondern vom 
Glück und Zufall **). 
Zun, 
*) 3» 6*8 neuest«, Beispielen, welche dies bestätigen, gehöre 
die Dienstentlassung der beiden Hauptleuce v. Bülow uns 
v> Meklenburg. Ihr Schicks«! ist aus öffentlichen Blat¬ 
tern bekant. 
**) Die Ceschichte unsrer Tage stellt hiervsn eine Menge ebe„ 
so lehrreicher alö trauriger Exempel au den französischen Emi¬ 
granten auf. Indeß hat es zu allen Zeiten Einzelne von sol¬ 
chen Unglücklichen gegeben, welche die W«hrheic der obige« 
Bemerkung erfahren mußten. In meiner Jugend laS ich eine 
Erzählung >— erdichtet, oder wahr, daü gilt hier gleich 
viel; sie enthalt wenigstens eine vortrefliche Moral, un» 
dient zu meinem Zweck, daher ich sie mit wenigen Worte« 
nacherzählen will. Ein juuger reicher Edelmann verliebt sich 
in die Tochter eines ehrlichen Bürgers, und bewirbt sich auf 
rem gewöhnlichen rechtlichen Wege um sie. Der Vater fragd 
öen Edelmann: Aber was hat der Herr gelernt? wovon denke 
^ Er sich mir meiner Tochter zu nähren? — Dieser, dem ei¬ 
lte solche Frage fast lächerlich schien, antwortete mit vieles 
Gelbst-
	        
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