Full text: Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen (Bd. 2, Abth. 1)

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Caracalla 211—217. — Macrinus 217-218. 
ftreBenb 1)/ aber auch unsinnig verschwendend-), durchzog er Makedonien und 
Thrakien, dann Kleinasien und brachte längre Zeit im üppigen Antiochien zu. 
In Alexandrien verübte er, weil die Einwohner ihn als Brudermörder ver¬ 
spottet, die aschculichfte Rachethat. Unter dem Vorwand, er wolle aus ihnen 
eine makedonische Phalanx errichten, ließ er die jungen Männer Zusammen¬ 
kommen und plötzlich niederhaun, die niedergehaunen aber, gleichviel ob todt 
oder nur verwundet, in einer großen Grube sofort beerdigen. Au seiner Tafel 
wurden dann noch die Vornehmsten der Stadt ermordet3). Abgaros den König 
von Osroene lockte er zu sich, nahm ihn aber gefangen nnd behielt sein Land 
inne. Gegen den armenischen König gelang dasselbe, aber das Volk erhob 
sich intb brachte ihm eine Niederlage beiH. Ein Krieg mit den Parthern war 
verhindert worden, indem der König Vologeses die Auslieferung der zu ihm 
Geflüchteten, des Tiridates und des Kynikers Antiochos, doch endlich zugestan¬ 
den hatte 5). Gleichwol nach dem Ruhm eines Parthersiegers verlangend, be¬ 
gehrte Caracalla vom neuen König Artabanos seine Tochter zur Frau und 
fiel, als sie verweigert ward^), plötzlich ins Land, viele Gegenden vewüstend, 
Arbcla erobernd und die Königsgräber zerstörend. Der Rückzug nach Meso¬ 
potamien mag darin, daß das Heer der Erholung bedurfte, eine Entschuldigung 
finden, er gewärte aber den Parthern Zeit zu ernster Rüstung. Doch bevor 
es zum Kampfe kam, ward Caracalla ermordet. Der Gardepräsect Opilius 
Macrinus erfuhr, daß sein Tod beschlossen, und bewog einen Tribun Maxtia- 
lius, den Kaiser, als er von Karrhä mit wenigen Begleitern zum Tempel der 
Mondgöttin reiste, zu töden (8. April 207). Der Mörder ward von der 
Leibwache auf der Flucht erlegt, der Anstifter blieb dem Heer unbekannt. 
Der Soldaten Anhänglichkeit an Caracalla war so stark, daß der mißhandelte 
Senat die Vergötterung zu verweigern sich nicht getraute. Julia Domna gab 
sich, nun auch des letzten Sohnes beraubt, den Tod. 
Macrinus 217—218. 
3. Das Herannahen Artabans mit sehr starker Heeresmacht drängte die 
Soldaten zur Wahl eines neuen Kaisers. Der andre Gardepräsect A d v e n tu s 
lehnte wegen seines Alters ab und so ward denn Opilius Macrinus^), 
welcher geschickt die Anstiftung des Mords verborgen und die Soldaten be¬ 
arbeitet hatte, auserkoren. In zweitägiger Schlacht bestand unter seiner 
Führung das Heer die feindliche Übermacht, am dritten Tag aber ward Arta¬ 
banus durch die Nachricht vou Caracalla's Tod vermocht gegen die Zurückgabe 
der Gefangnen und des geraubten Guts den Frieden zu gewären. Von An¬ 
tiochien aus schrieb er M. dem Senat seine Thronbesteigung. Alles Volk seufzte 
auf, als wäre ein Schwert von seinem Nacken genommen, und viele, welche 
sich unter Caracalla zu Werkzeugen des Despotismus hergegeben, wurden an 
Leben und Habe bestraft. Rasch wurden dem vom Heer erwählten alle kaiscr- 
t) Die makedonische Phalanx; der lakonische pitanatische Lochos (Herod. IV 8), 
die Opfer in Ilion. — 2) Seine Mutter, Julia Domna, der er.einen wichtigen Teil 
der Geschäfte überließ, suchte vergeblich Einhalt 31t thun. — 3)' Mit roher Gemein¬ 
heit vernichtete er bei dieser Gelegenheit das Museum mit der Schule. — 4) Dio 
LXXVI1 12 u. 21. — 5) Dio LXXV11 19 u. 21. — 6) Was Herodian IV 12 erzählt, 
C. habe die ihm zur Hochzeitfeier friedlich entgegengehenden Parther plötzlich über¬ 
fallen, davon kann bei Dio nichts erzählt gewesen sein, indem liphilin die im Texte 
gegebene Darstellung gibt (LXXVIII 1). Da nun der letztere im grimmigsten Haß 
alle Schandthaten Caracalla's berichtete, so sind wir wol berechtigt, Herodians Er¬ 
zählung für eine Ausschmückung des einfachen Thalbcstands zisthalten. — 7) Er 
stammte von armen Ältern.
	        
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