Full text: Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte

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sich durch seine Strenge und Heftigkeit viele seiner Unterthanen, namentlich 
die Großen des Landes zu Feinden gemacht. Alle, die es einst mit Heinrich 
dem Löwen gehalten hatten und in die Verbannung geschickt waren, arbeiteten 
im Geheimen an seinem Sturz. Schleswig war der Sammelplatz dieser 
Unzufriedenen; Waldemar hörte ihre Klagen gern und versprach ihnen Hülse; 
von hieraus ward die Unzufriedenheit anderer Edelleute, die im Lande 
geblieben waren, genährt; selbst die Freunde des Grafen suchte man durch 
Versprechungen abwendig zu machen. So mehrte sich die Zahl der holstei¬ 
nischen Mißvergnügten von Woche zu Woche. Adolf verkannte die drohende 
Gefahr nicht, die ihn von allen Seiten umgab; aber Nachgiebigkeit war 
seinem stolzen Sinne fremd. Unterstützt von dem Grafen von Ratzeburg, 
brach er im Sommer 1201 in Dithmarschen ein, das er erst im vorigen 
Jahr an Dänemark abgetreten hatte, und eroberte es. Da nahte endlich 
die Entscheidung. 
Um die Mitte Septembers brach Herzog Waldemar mit einem starken 
Heere, dem sich die mißvergnügten Holsteiner angeschlossen hatten, durch die 
Feste Rendsburg in Holstein ein. Graf Adolf ging ihm mit seinen Leuten 
entgegen. In der Gegend von Itzehoe, vielleicht bei dem heutigen Stellau, 
kam es zur Schlacht. Adolf wurde geschlagen und erlitt einen bedeutenden 
Verlust an Todten und Gefangenen. Er selbst flüchtete nach Hamburg. 
Herzog Waldemar nahm uyu Itzehoe ein, unterwarf Dithmarschen, belagerte 
Segeberg und Travemünde und bezwang auch Plön. Adolf ging von Ham¬ 
burg nach Stade, um dort Mannschaft zum ferneren Kampfe zu sammeln. 
Waldemar konnte nun ungehindert nach Hamburg ziehen und wurde dort 
von Volk und Geistlichkeit mit allen Ehrenbezeugungen ausgenommen. Run 
rückte er über Bergedors nach Lauenburg und schloß es ein. Ratzeburg 
ward besetzt und von hieraus Lübeck bedroht. Die Bürger überlegten, was 
zu thun sei. König Knud hatte Lübecker Schiffe sammt ihrer Mannschaft 
in seiner Gewalt. Die Lübecker sahen wie gewöhnlich ein, daß Widerstand 
vergeblich sei und beschlossen, sich dem Herzog zu ergeben, wenn er veranlassen 
wolle, daß sein königlicher Bruder ihre gefangenen Mitbürger sammt den 
Schiffen freigebe. Der Herzog ging auf ihre Wünsche ein. Das ganze 
Nordelbingien und das Land der Polaber war erobert. Er ernannte aus 
der Schaar der holsteinischen Unzufriedenen, die ihm wider das eigne Vater¬ 
land geholfen hatten, Befehlshaber für die bezwungenen Oerter und Land¬ 
schaften und ging dann in sein Land zurück, während Segeberg, Travemünde 
und Lauenburg von seinen Leuten noch weiter belagert wurden. 
Graf Adolf war während dessen auch nicht müßig gewesen. Er hatte 
zu Stade Schiffe und Truppen gesammelt und ging nun mit diesen Ausgangs 
November nach Hamburg. Die Besatzung ergriff die Flucht und Adolf 
gewann neue Hoffnung. Er rechnete darauf, daß Segeberg, Travemünde 
und Lauenburg noch von seinen Leuten gehalten würden und daß der Herzog 
sobald nicht mit einem neuen Heer erscheinen werde. Das bevorstehende 
Weihnachts- oder Julfest, das die Dänen seit der heidnischen Zeit durch 
große Trinkgelage und Festlichkeiten zu feiern pflegten, meinte er, werde den 
Herzog noch so lange im Norden festhalten, bis er seine Grafschaft aufs 
Neue in seine Gewalt gebracht habe. Wie erstaunte er aber, als Waldemar 
gerade am Weihnachtsabend mit einem starken Heer vor Hamburg erschien,
	        
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