Full text: Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte

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selb, Marsch all der Herzogtümer, welchem die Reichsfahne, der Dannebrog, 
anvertraut war, ernstlich zum Aufschub; Junker Slenz, der die tiefen Marsch¬ 
wege kannte, war derselben Meinung; aber die andern Hauptleute der Garde 
wollten nicht warten, und die Gemeinen verlangten Beute zu machen. Nach 
Heide, hieß es, könne man schon kommen, und was das mit den dithmar- 
sischen Bauern für Gefahr hätte! Die neblige Luft sei ihnen eben zur Ueber- 
raschung der Feinde günstig. Der König trat den Letzteren bei, und der Ab¬ 
marsch ward beschlossen. 
Meldorf erhielt eine Besatzung, der Kern des Heeres rückte aus, voran 
die ganze Garde mit Geschütz, mit Faschinen und Brettern, um die Wasser¬ 
gräben überschreiten zu können; laut erscholl ihre Losung: „Wahr' di, Bur, 
de Garr de kummt!" Dann folgten die Mannschaften der Bürger und Bauern 
und endlich die Ritterschaft. Den Beschluß machte eine Menge von Wagen 
und Schlitten, theils mit Gütern von großem Werth, theils mit Geräthen 
und Lebensmitteln, zum großen Theil schon zugerichtet, beladen. 
Es ging langsam vorwärts, aber gerade aus nach Norden; die Rosse 
sanken bis an die Knie ein; aber man tröstete sich, die Garde da vorne, die 
der dichte Nebel dem Auge ganz entzog, werde schon aufräumen. 
Es war 1 Uhr Mittags, da sprachen plötzlich Jsebrands Kugeln ihren 
rauhen Gruß aus der Schanze. Die ersten Schüsse rissen dem Junker Slenz, 
der voran ritt, seiuen riesigen Begleiter von der Seite, und der überraschte 
Junker selbst sprengte in Eile zu seinem Haufen zurück. Um von dem 
schmalen Wege, der sie Alle den tödtlichen Geschossen aussetzte, auf das Feld 
zu kommen, legte man eiligst die langen Spieße über die Gräben und die 
Faschinen darüber; aber auch auf den Feldern sahen sie sich wegen der vielen 
Gräben und Zwischengräben dicht zusammengedrängt und fast außer Stande, 
eine Schlachtordnung herzustellen. Dennoch wurde das Geschütz möglichst 
geordnet; man konnte aber nicht einmal die Schanze deutlich erkennen und 
mußte also die Steiukugeln so ins Blaue oder eigentlich ins Graue hinein¬ 
schießen. Mittlerweile ward der Wind immer stärker, und der strömende 
Regen machte das Geschütz unbrauchbar. Da stürzten die Dithmarscher 
todesmuthig aus der Schanze hervor, um die feindlichen Geschütze umzu¬ 
werfen, wurden aber mit Verlust zurückgeschlagen. Bei einem zweiten Aus¬ 
fall waren sie glücklicher. Es gelang ihnen, ein feindliches Geschütz in den 
Graben zu stürzen. 
Da faßte der umsichtige Slenz den Entschluß, den Dithmarschern den 
Wind abzugewinnen, und die Umgehung ward zum zweiten Male mit aller 
Kraft versucht; denn es gab kein anderes Mittel, vorwärts zu kommen. 
Jsebrand aber war nicht weniger umsichtig; er wußte auch recht gut, daß er¬ 
es dahin nicht kommen lassen dürfe. Er rief daher den Seinen zu, daß es 
hier gelte. Und so drangen denn ihrer Drei- bis Vierhundert, langbärtige 
Männer nach Landesart, aus der Schanze hervor, Telse mit der Fahne und 
dem Bilde des Gekreuzigten voran. 
Zwar hatte das Häuflein eine Masse von vielen Tausenden vor sick; 
aber im Wasser und Morast, ganz erstarrt und zusammengedrängt, konnten 
sie ihre Macht nicht gehörig entfalten, und gerade ihre Menge war ihr Un¬ 
glück. Die Dithmarscher warfen ihren schweren Brustharuisch, den Eisenhut 
und den Schild von sich, ja sie zogen selbst die schweren Stiefel aus. So
	        
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