Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

Die Perser. 
117 
durch ein Einverständuiß verloren, in welchem seine Gemahlin mit dem¬ 
selben gestanden hatte. Es entbrannte zwischen den Anhängern des al¬ 
ten und des neuen Königs ein Kampf, den man dadurch beendigte, daß 
man die Entscheidung über die Negierung von einem Ausspruche des 
Orakels zu Delphi abhängig machte. Dieser erfolgte dahin, daß Gyges 
regieren möge, daß aber den fünften Herrscher seiner Familie die Strafe 
für den Sturz der Herakliden treffen werde. Der Wechsel der Dy- 
nastieen steht aber wahrscheinlich in Verbindung mit der Unterdrückung 
der Mäoner durch die Lyder. Den Herakliden war eine Dynastie der 
Atyden vorhergegangen, deren Verhältniß zu den Herakliden unbekannt 
ist. Unter den Herakliden scheint der Einstuß des assyrischen Reiches bis 
hieher gereicht zu haben. Darauf deuten auch die in ihrer Reihe vor¬ 
kommenden Namen Ninus und Belus hin, mit welchen die Sage die 
einheimischen Könige von dem Gründer des assyrischen Reiches und nach 
der Auffassung, welche das babylonische aus dem assyrischen hervorgehen 
läßt, zugleich von dem zu einem Gründer des Reiches herabgesunkenen 
Gotte Belus herleiten wollte. Die mermnadischen Könige fanden bei 
der inzwischen eingetretenen Schwächung der assyrischen Macht eine 
günstige Zeit zur Ausbreitung ihrer Herrschaft. Hieran arbeiteten 
alle fünf Könige der Dynastie, Gyges, Ardys, Sadyattes, Alyattes 
und Krösus, durch Unterwerfung der an der Westküste gegründeten grie¬ 
chischen Städte, wie der eigentlich asiatischen Staaten, unter welchen 
der phrygische der bedeutendste war. Eine vorübergehende Störung 
gleich derjenigen, welche das medische Reich durch die Seythen erlitt, 
trat schon unter Ardys ein durch den Einfall der Kimmerier. Dieses 
nordische Volk in der Nachbarschaft der Seythen, theilweise zwischen 
ihnen wohnend, hat namentlich den taurischen Chersones oder die Krim 
eine Zeit lang besessen, wo die benachbarte Meerenge nach ihnen der 
kimmerische Bosporus genannt wurde. Seinen Einbruch in Kleinasten 
hat man mit dem der Seythen in Verbindung gebracht. Beide Völker, 
heißt es, seien an dem Flusse Tyras, dem Dnjefter, feindlich zusammenge¬ 
stoßen, die Kimmerier seien ostwärts ausgewichen, die Seythen hätten 
ste verfolgt, seien aber, den Weg der Flüchtlinge verfehlend, durch die 
Pässe, welche an der Ostseite des Kaukasus vorbeiführen, nach Medien 
gerathen, während die Kimmerier an der Westseite des Gebirges nach 
Kleinasten vorgedrungen. Sowohl diese Verknüpfung beider Ereignisse, 
als das Eindringen auf dem genannten Wege, ist unwahrscheinlich. Hän¬ 
gen beide Ereignisse zusammen, so rühren sie von einer unter den nor¬ 
dischen Völkern entstandenen Unruhe als gemeinschaftlicher Ursache her 
und es ist nicht nothwendig, sich die Seythen, mit welchen die Kimmerier 
am Tyras gekämpft und diejenigen,welche in Medien einfielen, als die¬ 
selben zu denken. Als der Ort des kimmerischen Uebergangs nach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.