Die Perser.
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durch ein Einverständuiß verloren, in welchem seine Gemahlin mit dem¬
selben gestanden hatte. Es entbrannte zwischen den Anhängern des al¬
ten und des neuen Königs ein Kampf, den man dadurch beendigte, daß
man die Entscheidung über die Negierung von einem Ausspruche des
Orakels zu Delphi abhängig machte. Dieser erfolgte dahin, daß Gyges
regieren möge, daß aber den fünften Herrscher seiner Familie die Strafe
für den Sturz der Herakliden treffen werde. Der Wechsel der Dy-
nastieen steht aber wahrscheinlich in Verbindung mit der Unterdrückung
der Mäoner durch die Lyder. Den Herakliden war eine Dynastie der
Atyden vorhergegangen, deren Verhältniß zu den Herakliden unbekannt
ist. Unter den Herakliden scheint der Einstuß des assyrischen Reiches bis
hieher gereicht zu haben. Darauf deuten auch die in ihrer Reihe vor¬
kommenden Namen Ninus und Belus hin, mit welchen die Sage die
einheimischen Könige von dem Gründer des assyrischen Reiches und nach
der Auffassung, welche das babylonische aus dem assyrischen hervorgehen
läßt, zugleich von dem zu einem Gründer des Reiches herabgesunkenen
Gotte Belus herleiten wollte. Die mermnadischen Könige fanden bei
der inzwischen eingetretenen Schwächung der assyrischen Macht eine
günstige Zeit zur Ausbreitung ihrer Herrschaft. Hieran arbeiteten
alle fünf Könige der Dynastie, Gyges, Ardys, Sadyattes, Alyattes
und Krösus, durch Unterwerfung der an der Westküste gegründeten grie¬
chischen Städte, wie der eigentlich asiatischen Staaten, unter welchen
der phrygische der bedeutendste war. Eine vorübergehende Störung
gleich derjenigen, welche das medische Reich durch die Seythen erlitt,
trat schon unter Ardys ein durch den Einfall der Kimmerier. Dieses
nordische Volk in der Nachbarschaft der Seythen, theilweise zwischen
ihnen wohnend, hat namentlich den taurischen Chersones oder die Krim
eine Zeit lang besessen, wo die benachbarte Meerenge nach ihnen der
kimmerische Bosporus genannt wurde. Seinen Einbruch in Kleinasten
hat man mit dem der Seythen in Verbindung gebracht. Beide Völker,
heißt es, seien an dem Flusse Tyras, dem Dnjefter, feindlich zusammenge¬
stoßen, die Kimmerier seien ostwärts ausgewichen, die Seythen hätten
ste verfolgt, seien aber, den Weg der Flüchtlinge verfehlend, durch die
Pässe, welche an der Ostseite des Kaukasus vorbeiführen, nach Medien
gerathen, während die Kimmerier an der Westseite des Gebirges nach
Kleinasten vorgedrungen. Sowohl diese Verknüpfung beider Ereignisse,
als das Eindringen auf dem genannten Wege, ist unwahrscheinlich. Hän¬
gen beide Ereignisse zusammen, so rühren sie von einer unter den nor¬
dischen Völkern entstandenen Unruhe als gemeinschaftlicher Ursache her
und es ist nicht nothwendig, sich die Seythen, mit welchen die Kimmerier
am Tyras gekämpft und diejenigen,welche in Medien einfielen, als die¬
selben zu denken. Als der Ort des kimmerischen Uebergangs nach