Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

Die Perser. 
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seine Land- und Seemacht überschaut und in dem Gedanken an die Ver¬ 
gänglichkeit all dieser Macht Thränen vergossen. Da waren nochmals 
in Artabanus Besorgnisse über den Ausgang erwacht und auf deren 
Mittheilung entschloß sich Serres ihn zur Sicherung des Reiches nach 
Hause zu entsenden. Nun eilte er Ereignissen entgegen, welche eine 
Wendung in der Geschichte des Reiches bezeichnen. Der Feldzug mi߬ 
lang, die Reihe der persischen Eroberungsversuche war geschlossen und ob¬ 
gleich Griechenland sich nicht in Einigkeit dem mächtigen Feinde entgegen 
gestemmt hatte, war daselbst eine Kraft erwacht, welche ein Gegenstand 
persischer Besorgnisse so lange blieb, bis das Reich griechischen Waffen 
erlag. Nach der Niederlage seiner Flotte, die Serres im I. 480 bei 
Salamis gesehen, erfuhr er im I. 479 zu Hause die Niederlage eines 
unter Mardonins znrückgelassenen Heeres und diejenige, die gleichzeitig 
seiner Flotte widerfahren war. So hatten die Griechen den letzten An¬ 
griff der Perser abgeschlagen und den ersten Angriff auf dieselben unter¬ 
nommen. Die Inseln des ägäischen Meeres, die nach der vor dem 
Kriege erlassenen Aufforderung sämmtlich durch Uebersendung von Erde 
und Wasser gehuldigt hatten, wurden frei und verstärkten die Kräfte, 
mit welchen Persien nun durch Griechenland bekämpft wurde. Auch das 
Verhältniß der griechischen Städte auf dem Festlande von Asien änderte 
sich. Sie gewannen die im Aufstande des Jahres 500 erstrebte Selbst¬ 
ständigkeit. Gleichwohl ist nicht bekannt, wie lange und in welchem Um¬ 
fange sie dieselbe behauptet haben. Da die Fortsetzung der Vertheidi- 
gung ganz den westlichen Satrapen überlassen blieb, mögen einzelne 
dieser Städte wieder in eine Abhängigkeit von Persien getreten sein. 
War doch selbst Zinspflichtigkeit mit einer gewissen Selbstständigkeit des 
Auftretens nach Außen vereinbar. Entschiedener war das Erloschen der 
persischen Herrschaft in Thracien und Macedonien und die Griechen 
öffneten sich den Weg nach dem Pontus durch Besetzung der wichtigsten 
Punkte an den Meerengen. 
30. Der fernere Verlauf der persischen Geschichte zeigt ein Hinab¬ 
eilen zum Untergänge, wie es sich auch bei den früheren asiatischen 
Neichen nach kurzer Blüthe findet. Die bloß äußerliche Verknüpfung 
vieler Länder, der Mangel persischer Einwirkung auf deren Bildung 
mußte die Erhaltung der Herrschaft immer schwieriger machen, seit in 
dem herrschenden Volke der Schwung kriegerischen Eifers im Genüsse 
des durch Eroberungen Gewonnenen erlahmt war und dasselbe den unter¬ 
worfenen Völkern nicht mehr auf die Dauer ein Uebergewicht fühlbar 
machen konnte. Den Königen entzog die Sittenlosigkeit, in welcher sie 
aufwuchsen, die Kräfte zur Führung der Negierung, sie wurden immer 
mehr von Frauen und Günstlingen abhängig und die Unterordnung der 
Satrapen mußte hierbei um so loser werden, als man oft, um die Kräfte
	        
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