Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

346 Das makedonische Reich unter den Antigoniden 
gerade die Stadt, wo ihre Hauptwerkstätte verbleibt, Athen, jetzt am 
meisten außerhalb des Kreises liegt, in welchem die Versuche zur Ge¬ 
staltung der äußeren Verhältnisse gemacht werden. Die Philosophie 
aber arbeitet fort an der Zerstörung des allgemeinen Götterglaubens, 
trennt diejenigen, welche ihr leben, noch entschiedener von dem Volke 
und vollendet den Beweis für die Unfähigkeit der griechischen Bildung, 
den wahren Gehalt des Lebens aufzustnden, zu welchem nur das Licht 
der Erkenntniß Gottes den Weg zeigt. Wohl bildet sie die bis auf 
Aristoteles gefundenen Verfahrungsweisen für Gewinnung und Ver¬ 
knüpfung von Gedanken noch fort und erhält den Geist in einer Uebung, 
welche, später in den Dienst höherer Zwecke gestellt, sich fruchtbar zeigen 
und so auch diesem Zeitraum der griechischen Geschichte seine Bedeutung 
für die Geschichte der Menschheit anweisen soll. Was sie aber findet, 
wird für Umgestaltung des Lebens nicht nutzbar, indem es theils zur 
Versöhnung mit selbstsüchtigem Streben führt, theils das Gefühl des 
Widerspruches geistiger Anforderungen mit der Wirklichkeit ohne einen 
Weg zur Lösung zu finden, auf's Höchste steigert, theils unter Aufgeben 
des Glaubens an eine zuverlässige Erkenntniß ein ergebnißloses Spiel 
der Gedanken wird. In allen diesen Beziehungen bleibt, bei dem regen 
Wechselverkehr in der hellenistischen Welt, ihre Wirksamkeit nicht auf 
Griechenland beschränkt, so daß der römische Staat, als er allmälig den 
ganzen Osten der gebildeten Welt des Alterthums in seine Grenzen 
einschließt, in dem gesammten Gebiete des Hellenismus Quellen geöff¬ 
net findet, aus denen er eine neue Nahrung schöpft, um durch Verbin¬ 
dung des griechischen Geistes mit dem seinigen die Menschheit durch die 
letzte Zeit des Heideuthums hindurchzuführen, um auch diese Verbindung 
als zur Erneuerung der Menschheit unfähig nachzuweisen und um in 
dem gesteigerten Bewußtsein der Verlassenheit die Völker auf den An¬ 
bruch der christlichen Zeit vorzubereiten. 
2. Antigonuö Gonatas stellte den vielfach zerrütteten maeedonischen 
Staat wieder her, sicherte ihn gegen Illyrier und Celten und gewann 
ihm die Stellung der dritten Macht im hellenistischen Staatenspstem. 
Wie die kleinen Staaten an der Nordwestgränze des Seleucidenreiches 
und ein Zurücksinken Thraciens in den Zustand früherer Getheiltheit 
gegen Asien hin Schutz gewährten, war gegen Westen die Gefahr, die 
von Epirus aus gedroht hatte, um so sicherer verschwunden, als der 
Untergang der griechischen Selbstständigkeit in Italien und Sicilien die 
Möglichkeit der Bildung' eines westlichen Griechenreiches, welches für 
Epirus der Ausgangspunkt einer Machtentwicklung gegen Osten hätte 
werden können, für immer beseitigt hatte. Von Griechenland gehörten 
nur Thessalien, Euböa, Attika und Korinth, durch die Besatzungen in 
Demetrias, Chaleis, Athen und Korinth geschützt, unbedingt und unmittel-
	        
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