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Das macedomsche Reich unter den Antigoniden
Athen dem geschäftigen Griechenland gegenüber, in eine Thätigkeit zu¬
rückgezogen, deren Ergebnisse erst in räumlicher und zeitlicher Ferne
eine ausgedehnte Benutzung erfahren sollten. Es ist für den Gang
römischer Staatskunst bezeichnend, daß dasselbe Volk, welches mit den
räuberischen Aetolern ein Bündniß schließen konnte, die geistig mächtigste
Stadt Griechenlands in ihrer Abgeschiedenheit aussucht. Wie die stär¬
keren Staaten darin ein gegen sich gerichtetes Urtheil finden können,
deutet es auch an, in welches Verhältniß Nom zu Griechenland, wenn
es daselbst erst Herr geworden, treten wird.
13. Am wenigsten war es die einst so mächtig rauschende Quelle
der Dichtung, aus welcher Athen dem lernbegierigen Rom einen dessen
Kräfte steigernden Trank hätte bieten können. Wie die Dichtung sich
in Alexandrien theils in die gelehrte Aufsuchung verschollener Sagen
verloren, theils zu der Schilderung eines dem Schauplatze der Weltbe¬
gebenheiten fern liegenden Natnrlebens geflüchtet hatte, bequemte sie
sich in Athen zu der Beschäftigung mit dem Nächstliegenden weder von
staatlichen Bewegungen erreichten noch von hohen Gedanken erregten
Leben. Die Komödie, die einst in das Getümmel des öffentlichen Lebens
hinein mit einem durch Kunst veredel-ten Muthwillen gerufen und das
Volk in seinem Trachten mit einem ihm selbst wohlgefälligen Spotte
gerichtet hatte, entsagte zwar dem Muthwillen und dem Spotte nicht,
aber, während ihre Erzeugnisse sonst in den öffentlichen Begebenheiten
und Verhältnissen ihre Grundlage gehabt, ersann sie jetzt Begebenheiten
und Verhältnisse nach Art derjenigen, die man sich im Privatleben ent¬
wickeln sah und ergötzte die Zuschauer, ohne bestimmte Personen zu
berühren, durch Gemälde von Thorheiten und Lastern, durch die von
ihnen herbeigeführten Verlegenheiten und durch die Wirkungen besonde¬
rer Eigenschaften des Charakters. Dabei wurde die Darstellung ruhiger
und mit der Sittenschildernng gewann der feinere Scherz, zu welchem
die attische Bildung reichliche Mittel lieferte, größeren Raum. Diese
neue Komödie, in welcher Theophrasts Schüler Menander als der erste
Meister glänzte, wirkte als Schule für Darstellung und Ausdruck in
einer Weise, in welcher sie dereinst auch in Nachbildungen den Römern
ein Mittel der Unterhaltung wurde. War Athen in der Dichtung von
seiner früheren Höhe herabgestiegen, so hatte es eine andere Kunst, deren
Uebung einst mit seinem innersten Leben verwachsen gewesen, die Be-
redtsamkeit, auswandern sehen. Die Verfassung, in welcher die Kunst,
mehr Hinzureißen, als zu überzeugen, fortwährende Antriebe zu ihrer
Vervollkommnung erhält, hatte aufgehört und bei der Bedeutungslosig¬
keit, in welcher Athen sich befand, fehlte es an großen Zwecken, für
welche Redner die Kräfte des Volkes in Thätigkeit zu setzen versuchen
konnten. Ungeachtet Gelegenheit der Anwendung fehlte, war Beredt-