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blasen einen schmalen Luftstrom hindurch. Dieser bricht sich am Rande der seitlichen Oeffnung.
Ein Teil des Stromes entweicht, ein anderer reibt sich bei der Kante der Oeffnung an dem
einen Ende der inneren Luftsäule und versetzt diese dadurch in Schwingungen. Ähnlich
wird der Ton auf einer Flöte, einer hölzernen Kinderpfeife, einem hohlen Schlüssel und
bei einigen Orgelpfeifen erzeugt. Man nennt diese Pfeifen „Lippenpfeifen" und unter¬
scheidet sie von den „Zungenpfeifen" (Klarinette, Kindertrompete, Hoboe, Fagott). Bei letzteren
wird durch Hincinblascn erst ein elastisches Blättchen (Zunge) in Bewegung gesetzt, die
nun der inneren Luftsäule ihre Schwingungen mitteilt. Je länger die schwingende Luft¬
säule, desto tiefer der Ton. (Wie läßt sich dies an der Weidenpfeife nachweisen? Wozu dienen
die Grifflöcher bei der Klarinette?) — Ob die Instrumente dabei aus Holz oder Blech an¬
gefertigt sind, ist für die Tonhöhe ohne Einfluß. Die Wände des Instruments — die aber
niemals mitschwingen — bedingen durch ihre Form und durch das Material, aus dem sie
gefertigt sind, nur den verschiedenen Klangcharakter des Tons. Auch die verschiedene Klang¬
farbe der Laute a, 6, i. o, u ist von der Gestalt und Größe der Mundhöhle abhängig.
Versuche! (Über „Kehlkopf" s. Naturgescb. S. 150.) — 3. Von den Blasinstrumenten unter¬
scheiden wir die Flächeninstrumente (Trommel, Schelle, Glocke). Bei ihnen wird der Ton
durch Schwingungen einer Fläche hervorgebracht.
C. Die Wärme.
44. Erregung bev Wärme. a. Es ist eine bekannte Erfahrung, daß es im
Sonnenschein wärmer ist als im Schatten. Sammelt man die Sonnenstrahlen in einem
Brennglase, so entzünden sie leicht brennbare Stoffe, als Schwamm. Zunder rc. Durch
Sonnenstrahlen wird Wärme erzeugt. Je mehr die Sonnenstrahlen senkrecht
auf einen Gegenstand fallen, desto mehr erwärmen sie ihn. Daher ist es mittags wär¬
mer als morgens, im Sommer wärmer als im Winter und am Äquator heißer als an
den Polen. (S. Geogr. S. 86.)
d. Wenn man Gabel und Messer längere Zeit auf dem Putzbrette reibt, so werden
sie zuletzt warm. Sägen und Bohrer fühlen sich nach dem Gebrauche heiß an, und
Wagenachsen geraten zuweilen in Brand, wenn nicht durch Einschmieren mit Ol rc. die
Reibung zwischen Rad und Achse vermindert wird. Streichhölzer entzünden sich durch
Reiben, und wilde Völker wissen sich sogar durch Reibung zweier Holzstücke Feuer zu
verschaffen. Arbeiter suchen sich im Winter ihre Hände dadurch zu erwärmen, daß sie
dieselben aneinander reiben oder sich um den Leib schlagen. Eine Metallplatte läßt sich
durch Hämmern erwärmen. Der Stahl giebt beim Anschlagen an einen Feuerstein
Funken. Durch Reiben und Schlagen wird Wärme erzeugt.
e. Um uns im Winter vor Kälte zu schützen, zünden wir im Ofen Holz, Stein¬
kohlen rc. an. Beim Verbrennen derselben verbindet sich der Sauerstoff der Luft
chemisch (s. S. 42) mit dem Holz oder der Kohle, wodurch eine behagliche Wärme
im Zimmer erzeugt wird. Ähnliches findet auch bei folgenden Vorgängen statt:
Taucht man ungelöschten Kalk ins Wasser und hält ihn in der Hand, so spürt man bald
ein Brennen in derselben. Gießt man in ein Glas mit Scknvefelsäure einen Tropfen
Wasser, so entwickelt sich ebenfalls Wärme. Wird Heu in zu feuchtem Zustande auf dem
Heuboden aufgeschichtet, so geht eine chemische Veränderung mit ihm vor : es verliert
seine Farbe und entzündet sich zuweilen. Auch im Dünger entwickelt sich durch langes
Liegen auf der Düngerstätte Wärme: beim Aufladen im Winter dampft er. Durch
chemische Vorgänge, besonders durch Verbrennung, wird Wärme er¬
zeugt.
d. Der Blitz entzündet brennbare Stoffe und bringt schmelzbare Stoffe zum
Schmelzen. Wird der galvanische Strom durch Platindraht oder Kohlenspitzen (elektr.
Licht S. 39) geleitet, so werden diese glühend. Auch durch Elektricität wird
Wärme erzeugt.
45. Leitung der Wärme. a. Hält man das Ende einer Stricknadel in eine
Flamme, so wird auch sehr bald das audere Ende derselben warm und zuletzt so heiß,
daß man die Stricknadel mit der bloßen Hand nicht mehr halten kann. Hält man da-
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