Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

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Die Babylonier und die Assyrier. 
gegen die Abhänge des armenischen Hochlandes sich hinziehenden, von 
den Griechen mit dem Namen Mesopotamien belegten Theile der Ebene 
eines der reichsten Getraideländer und häufige Palmenpsianzungen schmück¬ 
ten seine weiten Ebenen. Den Reichthum förderte Kunstfleiß und ein 
nach allen Seiten ausgedehnter Handel. Babylon war berühmt durch 
seine Teppiche und Gewänder mit eingewirkten Figuren und wurde durch 
die Erzeugnisse seiner dem Luruö dienenden Gewerbe ein Sammelplatz 
unaufhörlich zuströmender Fremden. Seine Karawanen zogen nach 
Indien, Baktrien, Armenien und Phönicien und seine Flußschiffe fuhren 
nach dem persischen Meerbusen. Zu seinem Landhandel benutzte es 
Schaaren benachbarter Nomaden, deren Thätigkeit hierdurch zugleich von 
Raub und Plünderung abgeleitet wurde und die sich als Werkzeuge des 
Handelsverkehres wenigstens zu einer Mittelstufe zwischen dem nomadi¬ 
schen und dem seßhaften Leben erhoben. Nach Armenien führte es auf 
dem Flusse wegen dessen Schnelligkeit keine Maaren, aber armenische 
Maaren wurden ihm auf dem Flusse in Schiffen zugeführt, von denen 
das Holz in Babylon verkauft wurde und nur die ledernen Ueberzüge 
zu Lande nach Armenien zurückgingen. Seinen Seehandel betrieben, da 
es ihm selbst an Schiffsbauholz fehlte, die auf den waldreichen Inseln 
Tylus und Aradus wohnenden Phönicier, die es mit indischen und ara¬ 
bischen Küsten in Verbindung brachten und Elfenbein, Ebenholz, Zimmt, 
Perlen, Edelsteine und Rauchwerk zuführten. Daß in dein babylonischen 
Reiche der Erhaltung des Andenkens an die Herrscher und ihre Thaten 
Sorge gewidmet worden, zeigt Berosus, der zu jener Zeit, als die den Ma- 
cedoniern unterworfenen asiatischen Völker ihre Ueberwinder mit den Ge¬ 
schicken ihrer Vorzeit bekannt zu machen bemüht waren, Stoff genug vor- 
faud, zusammenhängende Annalen aufzustellen. Die Quellen, aus denen er 
schöpfte, mögen zum Thcil Inschriften gewesen sein, wie sich deren bei 
Nachgrabungen in den Trümmerhügeln von Babylon und Ninive ge¬ 
funden haben. Wie Vieles aber von diesen Aufzeichnungen, die in die 
weiche Masse der Ziegel mit Stempeln eingeprägt wurden, vernichtet 
ist, ergibt sich daraus, daß Jahrhunderte lang diese Trümmer bei Er¬ 
richtung neuer Städte als Steinbrüche benutzt worden sind. Ein Geist 
der wissenschaftlichen Speculation, wie ihn die Inder besaßen, scheint 
den Babyloniern fremd gewesen zu sein. Assyrien, in Leben und Sitte 
mit Babylonien verwandt, zeigt in seiner Religion eine Beimischung des 
aus der Magierlehre der Jranier stammenden Dienstes von Feuergott¬ 
heiten, welcher in dem Dienste des Moloch im vorderen Asien fortlebte 
und mit welchem der Mythus von Sardanapal in Verbindung steht. 
Theilweise hat dieser Dienst mittelst der assyrischen Oberherrschaft auch 
auf Babylonien eingewirkt, wie denn auch die bei Semiten sonst nicht 
vorsindliche Keilschrift auf Einwirkungen von derselben Seite hindeutet.
	        
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